Die Berliner Eisbären durchleben gerade eine der herausforderndsten Phasen der letzten Jahre. Mit sechs Stammspielern auf der Verletztenliste gleicht die Kabine manchmal eher einem Lazarett als einer Umkleide. Doch was die Mannschaft derzeit an den Tag legt, verdient höchsten Respekt. «Wir haben keine andere Wahl, als uns zusammenzureißen und jeden Tag aufs Neue zu kämpfen», erklärt Kapitän Kai Wissmann, der selbst gerade erst von einer Unterkörperverletzung zurückgekehrt ist.
Was die Eisbären besonders auszeichnet, ist ihre taktische Flexibilität. Trainer Serge Aubin hat das System clever angepasst – weg vom gewohnten schnellen Umschaltspiel, hin zu einer kompakteren Defensive. Die Daten sprechen für sich: Trotz der Personalsorgen haben die Berliner in den letzten fünf Spielen nur durchschnittlich 2,2 Gegentore kassiert. Besonders auffällig ist dabei Neuzugang Frederik Tiffels, der nicht nur offensiv glänzt, sondern auch defensiv deutlich mehr Verantwortung übernimmt.
Bemerkenswert ist auch, wie die Nachwuchsspieler die Lücken füllen. Der erst 19-jährige Korbinian Geibel hat seine Eiszeit in den letzten Wochen fast verdoppelt und wirkt dabei erstaunlich abgeklärt. Sportdirektor Stephane Richer sieht darin auch eine Chance: «Natürlich wünschen wir uns alle Spieler gesund. Aber die aktuelle Situation beschleunigt die Entwicklung unserer jungen Talente enorm.»
Die Fans in der Mercedes-Benz Arena stehen jedenfalls wie eine Wand hinter ihrem Team. Die Unterstützung ist spürbar lauter geworden, seit die Mannschaft ins Straucheln geraten ist. Und vielleicht ist es genau diese Symbiose aus kämpferischer Mannschaft und leidenschaftlichem Publikum, die den Eisbären hilft, diese schwierige Phase zu überstehen. Man darf gespannt sein, wie stark das Team sein wird, wenn alle Leistungsträger zurückkehren. Die Konkurrenz sollte gewarnt sein.