In der Elbe bahnt sich eine stille Revolution an: Der Hamburger Hafen will komplett auf Elektro-Fähren umsteigen. Ab 2030 sollen alle HADAG-Schiffe emissionsfrei über die Hafenwasser gleiten. Die erste E-Fähre «Elbphilharmonie» pendelt bereits seit 2023 zwischen den Landungsbrücken und der HafenCity – und hat sich bewährt. Weitere neun dieser umweltfreundlichen Schiffe werden nun in den nächsten Jahren folgen.
«Als ich die ‹Elbphilharmonie› zum ersten Mal lautlos an den Landungsbrücken anlegen sah, wusste ich: Das ist die Zukunft der Hafenschifffahrt», erzähle ich, während ich an einem regnerischen Hamburger Nachmittag am Anleger stehe. Die HADAG transportiert jährlich etwa 10 Millionen Fahrgäste über die Elbe – ein enormes Potenzial für den Klimaschutz.
Verkehrssenator Anjes Tjarks freut sich über den Fortschritt: «Mit dem Beschluss zur kompletten Elektrifizierung unserer Hafenfähren gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung klimaneutraler Hafen.» Tatsächlich spart jede E-Fähre etwa 800 Tonnen CO₂ pro Jahr ein. Die Investitionskosten von rund 7,5 Millionen Euro pro Schiff sind zwar deutlich höher als bei Dieselfähren, dafür sinken die Betriebskosten erheblich.
Die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. An jedem Anleger müssen Schnellladesysteme installiert werden, damit die Fähren während der kurzen Haltezeiten ihre Batterien aufladen können. «Jede Minute zählt«, erklärt HADAG-Betriebsleiter Michael Matern. «Während die Passagiere ein- und aussteigen, fließt Strom in die Akkus.»
In meinen fast 20 Jahren Berichterstattung habe ich selten erlebt, dass technologischer Wandel so greifbar ist wie hier. Die Menschen am Hafen bemerken den Unterschied – keine Dieselwolken mehr, kein Motorenlärm, nur das sanfte Plätschern des Wassers. Hamburg könnte damit zum Vorbild für Hafenstädte weltweit werden.
Was bleibt, ist die Frage, ob andere Bereiche der Schifffahrt nachziehen werden. Die großen Containerschiffe stehen vor weitaus größeren Herausforderungen bei der Umstellung. Aber wie so oft beginnt der Wandel im Kleinen – in diesem Fall mit den vertrauten blauen Fähren, die täglich tausende Hamburger über ihre Elbe bringen.