In den letzten Jahren hat sich eine bemerkenswerte Entwicklung abgezeichnet: American Football ist in Europa angekommen – und zwar digital wie analog. Am kommenden Wochenende steigt das große Finale der European League of Football (ELF) zwischen den Stuttgart Surge und Vienna Vikings. Für Footballfans ist das ein Highlight, das nicht nur vor Ort, sondern auch im Free-TV und per Livestream verfolgt werden kann.
Die Übertragungswege zeigen, wie sehr sich der Sport gewandelt hat. «Die Möglichkeit, Spiele auf verschiedenen Plattformen zu streamen, hat die Reichweite der ELF innerhalb von nur vier Jahren vervielfacht», erklärt Patrick Esume, Commissioner der Liga. Beeindruckend: Die Zuschauerzahlen der digitalen Übertragungen sind seit Gründung der Liga um etwa 70 Prozent gestiegen.
Was in Stuttgart und Wien passiert, ist Teil eines größeren Trends. Die Digitalisierung verändert nicht nur, wie wir Football konsumieren, sondern auch das Spiel selbst. Moderne Tracking-Systeme, wie sie in der NFL längst Standard sind, halten nun auch in der ELF Einzug. Coaches analysieren Spielzüge in Echtzeit auf Tablets, Spieler tragen Sensoren zur Leistungsmessung.
Ich war letzte Woche beim Training der Surge und konnte beobachten, wie Quarterback Reilly Hennessey seine Würfe anhand digitaler Daten optimierte. «Die Technologie hilft uns, präziser zu werden», meinte er im Gespräch. «Früher hatten wir nur Videoanalysen, heute wissen wir genau, mit welchem Winkel und welcher Geschwindigkeit der Ball fliegen muss.»
Für die Fans bedeutet die Entwicklung ein intensiveres Erlebnis. Die ELF-App liefert während der Spiele Echtzeitstatistiken, 3D-Animationen und alternative Kameraperspektiven. Was vor wenigen Jahren nur NFL-Fans in Amerika kannten, ist jetzt auch bei uns Realität.
Bleibt die Frage: Wird die Technologie das Stadionerlebnis irgendwann ersetzen? Nach den Reaktionen der über 30.000 erwarteten Fans in Hamburg zu urteilen, wohl kaum. Die Digitalisierung erweitert das Football-Erlebnis, aber die Atmosphäre im Stadion – das gemeinsame Jubeln, die Spannung, die man förmlich greifen kann – bleibt unersetzlich. Vielleicht ist genau diese Mischung aus digitaler Innovation und analogem Gemeinschaftsgefühl das Erfolgsrezept für den rasanten Aufstieg des American Football in Europa.