Die schockierende Szene spielte sich am hellichten Tag in Stuttgart ab: Ein 25-jähriger Mann wurde am Montag auf offener Straße in ein Auto gezerrt und entführt. Augenzeugen alarmierten sofort die Polizei, die eine beispiellose Verfolgungsjagd quer durch Deutschland bis nach Polen startete. Nach neuesten Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft endete die Flucht der Entführer erst nach mehr als 850 Kilometern in der Nähe von Breslau.
Was wie ein Thriller klingt, war bittere Realität für einen jungen Mann aus dem Stuttgarter Osten. Die mutmaßlichen Täter, fünf Männer im Alter zwischen 19 und 56 Jahren, sollen den jungen Mann gegen seinen Willen in ein Auto gezwungen haben. «Die Hintergründe deuten auf einen persönlichen Konflikt hin», erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Hochstein. «Wir gehen derzeit nicht von einer Zufallstat aus.»
Besonders beeindruckend war die Koordination der Einsatzkräfte. Die deutsche Polizei arbeitete eng mit polnischen Behörden zusammen. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten eine so reibungslose internationale Polizeikooperation erlebt. Über Ländergrenzen hinweg verfolgten die Beamten das Fluchtfahrzeug, bis es schließlich in der Nähe von Breslau gestoppt werden konnte.
«Die Täter wurden von der Geschwindigkeit der Polizeireaktion überrascht», berichtet ein beteiligter Ermittler. «Sie hatten offenbar nicht mit einer so schnellen länderübergreifenden Fahndung gerechnet.» Das Opfer konnte unverletzt befreit werden und befindet sich mittlerweile wieder in Deutschland.
Die Männer sitzen nun in polnischer Untersuchungshaft und warten auf ihre Auslieferung. Was als lokaler Vorfall in Baden-Württemberg begann, entwickelte sich zu einem internationalen Polizeieinsatz. Dieser Fall zeigt, wie eng die europäische Sicherheitszusammenarbeit mittlerweile funktioniert – und dass Grenzen für Straftäter längst nicht mehr den Schutz bieten, auf den sie vielleicht gehofft hatten.