Article – Seit zwei Jahren schon steht der kleine Kulturort in der Dresdner Neustadt vor dem Aus. Das Erich Kästner Museum kämpft verzweifelt um seine Existenz. Bis Ende März 2024 muss die Einrichtung ihre Räume in der Villa Augustin verlassen – dort, wo sie seit 2000 den berühmtesten Sohn der Stadt würdigt. Über 60.000 Euro jährlich fehlen, um den Betrieb fortzuführen. Die Stadt Dresden scheint ihren großen Literaten im Stich zu lassen.
Erich Kästner (1899-1974), bekannt für Werke wie «Emil und die Detektive» oder «Das doppelte Lottchen», prägte Generationen von Lesern. Sein Museum ist weltweit einzigartig – ein «mobiles Museum» mit einer innovativen Konzeption in Schränken und Schubladen. Kein konventionelles Museum, sondern ein lebendiger Begegnungsort.
«Wenn wir schließen müssen, verliert Dresden ein kulturelles Kleinod», sagt Museumsleiterin Sylvia Zippel. «Kästner wird in der Welt viel mehr geschätzt als in seiner Heimatstadt.» Das Museum betreibt der Verein «Förderer und Freunde des Erich Kästner Museums Dresden e.V.» ohne institutionelle Förderung, finanziert durch Eintritte und Spenden.
An Ideen mangelt es nicht: Eine «Kästner-Schule», ein digitales Bildungsprogramm und verstärkte Zusammenarbeit mit Schulen könnten das Erbe des Autors lebendig halten. Doch ohne Unterstützung der Stadt bleibt nur die Hoffnung auf private Spender oder eine Rettung in letzter Minute.
Ich kenne diese Situation aus meiner Heimat Hamburg, wo kulturelle Einrichtungen ebenfalls oft am seidenen Faden hängen. Gerade kleinere Museen, die nicht die Besuchermassen anziehen, kämpfen ums Überleben – obwohl sie kulturelle Schätze bewahren.
Dresden riskiert, ein Stück seiner literarischen Identität zu verlieren. Während andere Städte ihre Literaturgrößen ehren und touristisch vermarkten, droht Kästner in seiner Heimatstadt in Vergessenheit zu geraten. Die Schließung wäre nicht nur für Literaturfreunde ein Verlust. Sie würde auch zeigen, wie schnell kulturelles Erbe dem Rotstift zum Opfer fallen kann – selbst wenn es Werke betrifft, die Millionen Menschen geprägt haben.