Die Steeler Buden stehen, Glühwein dampft im Novemberwind. Rund einen Monat vor dem eigentlichen Essener Weihnachtsmarkt öffnet der Stadtteil Steele bereits seine festlich geschmückten Holzhäuschen. Ab dem 7. November können Besucher hier zwischen Kaiser-Otto-Platz und Grendplatz weihnachtliche Stimmung genießen – deutlich früher als andere Märkte in der Region. Nach Angaben der Veranstalter ist der Steeler Weihnachtsmarkt damit einer der ersten im gesamten Ruhrgebiet.
Der frühe Start hat Tradition in dem Essener Stadtteil. «Wir wollen den Besuchern eine längere Weihnachtszeit ermöglichen», erklärt Marktleiter Michael Rüsing. «Die Menschen sehnen sich nach dieser besonderen Atmosphäre.» Etwa 60 Stände bieten Kunsthandwerk, regionale Spezialitäten und klassische Weihnachtsmarkt-Leckereien an. Besonders beliebt: die hausgemachten Reibekuchen am Stand der Familie Schneider, die seit über 30 Jahren dabei ist.
Die Reaktionen auf den frühen Start sind gemischt. «Weihnachten im November ist für mich noch zu früh», meint Anwohnerin Petra Keller. Andere begrüßen den Frühstart. Einzelhändler Christian Weber vom Steeler Gewerbeverein sieht Vorteile: «Der Markt bringt Leben in unseren Stadtteil und unterstützt den lokalen Handel.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich beobachtet, wie sich die Weihnachtssaison immer weiter nach vorne verschiebt. Was früher undenkbar war, ist heute normal: Lebkuchen im September, Weihnachtsmärkte im November.
Der Steeler Weihnachtsmarkt läuft bis zum 30. Dezember – mehr als sieben Wochen Weihnachtsstimmung. Ob das den Charakter des Besonderen verwässert oder die dunkle Jahreszeit erhellt – darüber gehen die Meinungen auseinander. Doch eines ist sicher: Die Sehnsucht nach Licht, Gemeinschaft und Tradition ist gerade in unruhigen Zeiten besonders groß.