In Brüssel und Washington wachsen die Spannungen über mögliche US-Zölle auf europäische Produkte – eine Entwicklung, die Deutschland besonders hart treffen könnte. Friedrich Merz warnte gestern bei einem Wirtschaftsforum in Berlin eindringlich vor den Folgen: «Ein Zollstreit mit den USA würde die deutsche Wirtschaft im Mark treffen.» Bereits jetzt kämpft die deutsche Industrie mit einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im letzten Quartal um 0,1 Prozent.
Die Drohung kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Deutschlands Exportwirtschaft, ohnehin geschwächt durch hohe Energiekosten und die Transformation zur Klimaneutralität, könnte weitere Belastungen kaum verkraften. Das Institut für Weltwirtschaft schätzt, dass ein zehnprozentiger US-Zoll auf deutsche Autos die Branche jährlich bis zu 5 Milliarden Euro kosten würde.
«Wir stehen vor einem perfekten Sturm«, erklärt Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin. «Die USA sind unser wichtigster Exportmarkt außerhalb Europas – Handelshürden dort würden tausende Arbeitsplätze gefährden.»
Ich beobachte seit Jahren, wie abhängig deutsche Unternehmen vom US-Markt sind. Als ich kürzlich ein mittelständisches Zulieferunternehmen in Düsseldorf besuchte, zeigte mir der Geschäftsführer besorgt seine Auftragsbücher: «Ohne den amerikanischen Markt müssten wir ein Drittel unserer Belegschaft entlassen.»
Die EU-Kommission bemüht sich derweil um Deeskalation und bietet Gespräche an. Doch die Zeit drängt. Sollte Donald Trump die US-Wahlen gewinnen, könnten noch härtere Zölle drohen. Für Deutschlands Wirtschaft steht viel auf dem Spiel – nicht nur Exportzahlen, sondern das Fundament unseres Wohlstands. Die Frage ist: Haben wir einen Plan B für eine Welt mit neuen Handelsgrenzen?