Die Lage in Europa hat sich verändert. Verteidigungsminister Boris Pistorius warnt nun in ungewöhnlich deutlichen Worten: «Wir sind nicht mehr im kompletten Frieden.» Bei der Münchner Sicherheitskonferenz rief er die deutsche Bevölkerung dazu auf, sich auf eine neue Realität einzustellen. Nach Jahrzehnten relativer Sicherheit stehe Deutschland nun vor einer Zeitenwende, die alle betreffe.
Der Krieg in der Ukraine hat die Sicherheitsarchitektur in Europa grundlegend erschüttert. «Wir müssen wieder lernen, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind», betonte Pistorius vor internationalem Publikum. Die Bundeswehr müsse daher schneller kriegstüchtig werden. Dafür plant die Bundesregierung massive Investitionen – allein in diesem Jahr 52 Milliarden Euro.
Experten wie Sicherheitsanalyst Christian Mölling bestätigen diese Einschätzung: «Deutschland muss seine Verteidigungsfähigkeit in einem Tempo stärken, das wir seit dem Kalten Krieg nicht mehr erlebt haben.» Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte beim Treffen vor weiteren Bedrohungen durch Russland.
Als ich in München die Gesichter der Konferenzteilnehmer beobachtete, war die Sorge greifbar. Vorbei die Zeiten, in denen Sicherheitspolitik ein Nischenthema war. Junge Menschen, die den Kalten Krieg nicht erlebt haben, fragen mich nach Luftschutzkellern und Vorräten – Fragen, die ich in meinen fast zwanzig Berufsjahren nicht erwartet hätte.
Die Botschaft des Ministers kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die Unterstützung der Ukraine steht auf der Kippe, während gleichzeitig die Kriegsmüdigkeit wächst. «Unsere Sicherheit wird nicht nur an unseren Grenzen, sondern auch in der Ukraine verteidigt», mahnte Pistorius. Da stellt sich die Frage: Sind wir wirklich bereit für diese neue Realität?