Die Schaufensterpuppen am Färbergraben in Münchens Altstadt werden vorerst bleiben. Das Millionenprojekt des Modehauses Hirmer für ein Hotel und Luxuswohnungen auf dem traditionsreichen Grundstück liegt auf Eis. «Wir müssen leider bestätigen, dass wir das Projekt nicht weiter verfolgen können», teilte das Unternehmen gestern mit. Als Grund nennt Hirmer die massiv gestiegenen Baukosten und die schwierige wirtschaftliche Lage.
Seit 2016 plante die Modekette den Umbau des historischen Gebäudekomplexes. Rund 120 Millionen Euro sollten investiert werden. Ein sechsstöckiges Gebäude mit 66 Hotelzimmern, Einzelhandel und Luxuswohnungen war vorgesehen. Die Stadt hatte bereits 2021 grünes Licht gegeben.
«Das ist ein herber Rückschlag für die Innenstadt», kommentiert Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner. Die zentrale Lage zwischen Marienplatz und Stachus hätte eine Aufwertung dringend nötig. Bei meinen Recherchen vor Ort bemerkte ich, wie viele Passanten den zunehmend verwaisten Bereich meiden.
Experten sehen darin ein Symptom der Krise im stationären Handel. «Der Einzelhandel kämpft gegen Online-Konkurrenz, hohe Mieten und nun Inflation», erklärt Handelsverbandssprecherin Simone Streller. «Ohne Frequenzbringer wird die Lage nicht besser.»
Für die Zukunft bleibt der Färbergraben ein Sorgenkind. Die Stadt München prüft nun Alternativen zur Wiederbelebung. Doch die grundsätzliche Frage bleibt: Wie können wir unsere Innenstädte lebendig halten, wenn selbst finanzstarke Unternehmen vor Investitionen zurückschrecken?