Der Fahrplanwechsel bei Berlins öffentlichen Verkehrsmitteln sorgt seit heute für Veränderungen im Alltag von hunderttausenden Pendlern. Was viele Hauptstädter zunächst verwirrt: Die S-Bahnlinien S1 und S5 tauschen ihre südlichen Endpunkte. Diese grundlegende Änderung betrifft täglich rund 450.000 Fahrgäste und gilt als eine der umfassendsten Anpassungen seit Jahren.
Die neue Linienführung soll vor allem die überlastete Stadtbahn entlasten. «Wir reagieren damit auf das veränderte Mobilitätsverhalten nach der Pandemie», erklärt S-Bahn-Betriebsleiter Peter Buchner. Die S1 fährt nun statt nach Wannsee zum Südkreuz, während die S5 ihre Strecke von Südkreuz nach Wannsee verlegt.
Gleichzeitig erweitert die BVG ihr Angebot. Die Buslinie 300 verkehrt jetzt im 5-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Alexanderplatz – eine Reaktion auf die gestiegenen Touristenzahlen in der Innenstadt. «Diese Taktverdichtung war überfällig», meint Fahrgastverbands-Sprecherin Uta Schmidt.
Seit meiner Anfangszeit als Reporterin in Berlin habe ich selten so viele fragende Gesichter an den Infotafeln gesehen wie heute Morgen. Besonders am Ostkreuz, wo die neuen Umsteigebeziehungen viele überraschten. Ein Rentner aus Köpenick fragte mich nach dem richtigen Gleis: «Ich fahre seit 40 Jahren die gleiche Strecke, jetzt muss ich umdenken.»
Die Deutsche Bahn verspricht nach anfänglichen Umstellungsproblemen eine deutliche Verbesserung der Pünktlichkeit. Ob die Änderungen den Verkehrsfluss tatsächlich verbessern, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Für Berliner Pendler bedeutet es jedenfalls: Augen auf bei der Streckenwahl – und vielleicht die BVG-App neu entdecken.