In Köln haben gestern über 6.000 Radfahrende bei der traditionellen Fahrradsternfahrt für eine konsequente Verkehrswende demonstriert. Von acht Startpunkten rund um die Domstadt strömten sie in bunten Korsos zusammen und brachten zeitweise den Autoverkehr zum Erliegen. Nach Angaben der Polizei verlief die Aktion friedlich – trotz vereinzelter Hupkonzerte genervter Autofahrer.
„Wir brauchen endlich sichere Radwege in ganz Köln, nicht nur in den Vorzeigevierteln», forderte Maria Schneider vom ADFC auf der Abschlusskundgebung am Heumarkt. Die Zahlen geben ihr recht: 2023 verunglückten in Köln 962 Radfahrende, jeder fünfte davon schwer.
Als ich durch Ehrenfeld radelte, fiel mir auf, wie unterschiedlich die Teilnehmenden waren – vom Kleinkind im Lastenrad bis zur 80-jährigen Dame auf dem E-Bike. Die Verkehrswende ist längst kein Nischenthema mehr.
Der Verkehrsdezernent Andreas Berg kündigte an, bis 2026 weitere 25 Kilometer geschützte Radwege zu bauen. „Die Finanzierung steht, jetzt fehlt nur noch der politische Wille zur schnellen Umsetzung», sagte er. Ein Versprechen, das die Demonstrierenden mit verhaltenem Applaus quittierten.
Besonders emotional wurde es, als eine Mutter berichtete, warum sie ihren Kindern das Radfahren zur Schule verbietet: „Auf der Venloer Straße riskieren sie ihr Leben zwischen parkenden Lieferwagen und rasenden Autos.»
Die Verkehrswende in Köln bleibt ein zähes Ringen zwischen verschiedenen Interessen. Dass so viele Menschen bei Regenwetter aufs Rad steigen, um zu demonstrieren, zeigt: Der Druck aus der Bevölkerung wächst. Ob das reicht, um den Wandel zu beschleunigen?