Die Geschichte von Annemarie, Liv und Cornelia aus Dresden öffnet neue Horizonte für das moderne Familienleben. Die drei Freundinnen haben gemeinsam entschieden, ein Kind großzuziehen – ohne klassische Elternrollen. Seit zwei Jahren ist ihre Tochter Rosa nun der Mittelpunkt dieser ungewöhnlichen, aber liebevollen Familiengemeinschaft. Die Entscheidung trafen sie nach vielen Gesprächen und reiflicher Überlegung.
Was in Dresden noch Aufsehen erregt, ist in Großstädten wie Berlin oder Hamburg längst keine Seltenheit mehr. Verschiedene Familienmodelle jenseits der traditionellen Mutter-Vater-Kind-Konstellation gewinnen an Akzeptanz. In Deutschland leben bereits etwa 15.000 Regenbogenfamilien mit Kindern, so eine Schätzung des Lesben- und Schwulenverbands.
«Wir teilen uns alle Aufgaben gleichberechtigt«, erklärt Annemarie, die leibliche Mutter von Rosa. Die drei Frauen arbeiten in Teilzeit, um sich die Betreuung ihrer Tochter aufteilen zu können. Jede bringt unterschiedliche Stärken in die Erziehung ein. «Rosa profitiert enorm davon, drei Bezugspersonen zu haben», betont Cornelia.
Als ich die Familie in ihrer Dresdner Wohnung besuche, wirkt das Zusammenleben harmonisch und durchdacht. Rosa krabbelt fröhlich zwischen ihren drei Müttern umher, die sich liebevoll um sie kümmern. Der Alltag ist gut organisiert – ein gemeinsamer Kalender hilft bei der Koordination von Betreuungszeiten und Verpflichtungen.
Doch nicht alle Reaktionen aus dem Umfeld waren positiv. «Manche Verwandte brauchten Zeit, um unser Familienmodell zu akzeptieren», erzählt Liv. «Aber Rosa hat alle Herzen im Sturm erobert.»
Familienberaterin Dr. Petra Müller vom Dresdner Familieninstitut sieht in solchen Konstellationen viel Potenzial: «Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen und Liebe – die Familienform ist dabei zweitrangig.» Die drei Freundinnen hoffen, dass ihre Geschichte anderen Mut macht, ihren eigenen Weg zu finden. Familie ist dort, wo Menschen füreinander da sind – unabhängig von traditionellen Vorstellungen.