Die Fassade am Kölner Jülichsplatz strahlt Tradition aus, doch dahinter brodelt es: Das älteste Unternehmen der Domstadt, Farina, hat nach 315 Jahren Firmengeschichte einen Insolvenzantrag gestellt. Der Erfinder des weltberühmten Eau de Cologne kämpft seit Montag in einem Eigenverwaltungsverfahren ums Überleben. Drastisch gestiegene Energie- und Rohstoffkosten haben dem Parfümhersteller zugesetzt.
Für den 51-jährigen Geschäftsführer Johann Maria Farina ist es ein Schock: «Wir haben die Französische Revolution überlebt, zwei Weltkriege und zahlreiche Wirtschaftskrisen – aber die aktuelle Situation trifft uns ins Mark.» Das Unternehmen, das seit 1709 das Original Eau de Cologne herstellt, musste bereits Personal abbauen. Von einst 55 Mitarbeitern sind nur noch 30 übrig.
Dabei schien die Zukunft gesichert. Bis 2019 erwirtschaftete Farina rund 5,2 Millionen Euro Jahresumsatz, exportierte in 70 Länder. Die Pandemie brachte den ersten Einbruch, der Ukraine-Krieg verschärfte die Lage. «Die Energiekosten haben sich verdreifacht», erklärt Unternehmensberater Peter Niehusen, der den Sanierungsprozess begleitet.
Als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal das Duftmuseum besuchte, war es voll mit Touristen aus aller Welt. Heute ist es stiller geworden in den historischen Räumen. Eine Besucherin aus Japan fotografiert den kunstvoll verzierten Flakon – «ein Stück Kulturgeschichte», sagt sie leise.
Köln ohne Farina? Für viele Einheimische unvorstellbar. Der Traditionsbetrieb prägt das Stadtbild wie Dom und Rhein. Bürgermeisterin Henriette Reker hat bereits Unterstützung signalisiert. Kölner Wirtschaftsvertreter planen eine Rettungsinitiative. Ob der Duft des Originals weiterlebt, entscheidet sich in den kommenden Wochen.