Der Wechsel in der FDP-Führung ist vollzogen: Christian Dürr steht nun an der Spitze der Liberalen. Auf dem Parteitag in Berlin wählten die Delegierten den 47-jährigen Niedersachsen mit 88,6 Prozent zum Nachfolger von Christian Lindner. Der bisherige Fraktionschef erhielt 519 von 586 gültigen Stimmen und übernimmt damit in einer äußerst schwierigen Phase das Ruder.
Nach dem Bruch der Ampel-Koalition und dem Ausscheiden aus der Bundesregierung kämpfen die Liberalen um ihre politische Zukunft. In Umfragen liegen sie bundesweit bei mageren vier bis fünf Prozent – die Fünf-Prozent-Hürde wackelt bedenklich. Ich habe selten eine Partei erlebt, die innerhalb so kurzer Zeit einen solchen Vertrauensschwund erleben musste.
„Wir müssen wieder erkennbar sein für unsere Werte. Freiheit und Eigenverantwortung sind wichtiger denn je», betonte Dürr in seiner ersten Rede als Parteichef. Der Niedersachse gilt als besonnen und pragmatisch – Eigenschaften, die der Partei nach den turbulenten Monaten helfen könnten. Sein Vorgänger Lindner, der nach dem Ampel-Aus als Finanzminister zurücktreten musste, versprach dem neuen Vorsitzenden seine volle Unterstützung: „Es geht jetzt um die Zukunft unserer Partei, nicht um Personen.»
Mit Dürr bekommt die FDP einen weniger polarisierenden Ton. Dies bestätigt auch der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte: „Er steht für einen verbindlicheren Stil, ohne dabei in der Sache weniger klar zu sein.»
Die Herausforderungen für die Liberalen bleiben enorm. Der Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl im Februar steht bevor, und die Partei muss ihre wirtschaftsliberale Kernbotschaft neu justieren. Ob dieser Führungswechsel ausreicht, um das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen, bleibt abzuwarten. Fest steht: Die FDP spielt gerade um ihre politische Existenz.