Die Menschen in Dortmund-Huckarde stehen unter Schock. Vergangene Woche entdeckte die Polizei die Leiche einer 40-jährigen Frau in ihrer Wohnung. Der Tatverdächtige, ihr 37-jähriger Ehemann, hatte nach der Tat noch zwei Tage neben der Leiche seiner Frau gelebt, bevor er festgenommen wurde. Laut Staatsanwaltschaft soll er seine Frau mit mehreren Messerstichen getötet haben – ein weiterer tragischer Fall von Femizid in Deutschland, wo statistisch jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner stirbt.
Nachbarn zeigen sich erschüttert. «Die beiden waren eigentlich unauffällig, manchmal hörte man Streit, aber wer hätte gedacht, dass es so endet?», sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. Der mutmaßliche Täter sitzt nun in Untersuchungshaft, ihm wird Totschlag vorgeworfen.
Die Ermittlungen der Mordkommission laufen auf Hochtouren. Besonders verstörend: Nach der Tat soll der Mann einfach weiter in der gemeinsamen Wohnung geblieben sein. «In solchen Fällen zeigt sich oft eine erschreckende Gefühlskälte der Täter», erklärt Kriminalpsychologin Dr. Marie Lenz. «Das Weiterleben im Umfeld des Opfers kann verschiedene psychologische Ursachen haben – von völliger Verdrängung bis hin zu einer Art perverser Machtdemonstration.»
Als ich vor drei Jahren über einen ähnlichen Fall in München berichtete, sagte mir eine Expertin für häusliche Gewalt: «Diese Taten fallen nicht vom Himmel.» Oft gibt es Warnsignale – Kontrolle, Isolation, psychische und physische Gewalt – lange bevor es zum Äußersten kommt.
Femizide bleiben ein drängendes gesellschaftliches Problem. Frauenhäuser in ganz Deutschland, auch in Dortmund, sind chronisch überlastet. Präventionsangebote erreichen oft nicht diejenigen, die sie am dringendsten bräuchten. Und immer wieder stellt sich die Frage: Wie viele dieser Taten könnten verhindert werden, wenn wir als Gesellschaft genauer hinsehen würden? Die Tragödie von Huckarde erinnert uns daran, dass der Kampf gegen Gewalt an Frauen jeden Tag aufs Neue geführt werden muss.