Der Fall des 41-jährigen Justin K. erschüttert Berlin. Er soll als Dealer das hochgefährliche Schmerzmittel Fentanyl vertrieben haben – jene Substanz, die bereits 50-mal stärker wirkt als Heroin und in den USA jährlich zehntausende Tote fordert. Drei Menschen sind in Berlin nach dem Konsum bereits gestorben.
Seit gestern steht Justin K. vor dem Landgericht Berlin. Die Anklage wiegt schwer: Er soll mindestens acht Menschen mit dem Opioid versorgt haben. Auf seinem Mobiltelefon fanden Ermittler zahlreiche Chats, die den Handel belegen sollen. «Wir müssen davon ausgehen, dass der Angeklagte genau wusste, welche zerstörerische Wirkung diese Substanz hat», erklärt Oberstaatsanwalt Martin Glauben.
Was den Fall besonders erschreckend macht: Justin K. war offenbar selbst abhängig und beschaffte den Stoff ursprünglich für den Eigenbedarf. Über Darknet-Märkte bestellte er das Fentanyl aus dem Ausland und verkaufte Teile davon weiter – zu Preisen zwischen 50 und 200 Euro pro Gramm.
Die Szene in Berlin-Neukölln, wo ich seit Jahren über die Drogenproblematik berichte, reagiert alarmiert. «Fentanyl war bisher hier kein großes Thema, aber das ändert sich gerade», bestätigt mir eine Sozialarbeiterin, die anonym bleiben möchte.
Besonders tragisch: Einer der drei Todesfälle hätte möglicherweise verhindert werden können. Der 28-jährige Konsument soll noch bei Justin K. angerufen haben, als er bereits Vergiftungserscheinungen zeigte. Statt den Notruf zu wählen, soll der Angeklagte lediglich geraten haben, «etwas zu essen».
Die Behörden sind alarmiert. Drogenfachleute befürchten, dass wir erst am Anfang einer gefährlichen Entwicklung stehen. Berlin steht vor der Herausforderung, rechtzeitig zu handeln, bevor sich amerikanische Verhältnisse auch hier durchsetzen. Und das bedeutet vor allem eines: Aufklärung und Prävention statt bloßer Repression.