Die Kreisstadt Waidhofen an der Thaya verwandelt sich am kommenden Wochenende in einen bunten Schmelztiegel der Kulturen. Beim «Fest der Kulturen» am Rathausplatz kommen Menschen aus über 15 Nationen zusammen, um ihre Traditionen, Musik und kulinarische Spezialitäten zu präsentieren. Veranstalter rechnen mit mehr als 500 Besuchern aus der Region. Laut Integrationsbeauftragter Maria Huber leben mittlerweile Menschen aus drei Kontinenten in der 5.600-Einwohner-Stadt.
Was vor sechs Jahren als kleines Nachbarschaftsfest begann, hat sich zu einem Highlight im Veranstaltungskalender des Waldviertels entwickelt. «Wir wollen Brücken bauen zwischen den Kulturen und zeigen, wie bereichernd Vielfalt für unsere Gemeinschaft ist», erklärt Bürgermeister Josef Müller. Auf zwei Bühnen präsentieren Musikgruppen und Tanzensembles ihre Darbietungen – von syrischen Volkstänzen bis zu afrikanischen Trommelrhythmen.
Besonders beeindruckend finde ich die Entwicklung des Festes über die Jahre. Als ich vor drei Jahren zum ersten Mal darüber berichtete, kamen kaum 200 Menschen. Heute ist es ein fester Bestandteil der lokalen Identität. «Das Fest hat unsere Stadt verändert», bestätigt Hasan Al-Khatib, der seit acht Jahren in Waidhofen lebt und einen der Essensstände betreibt. «Am Anfang gab es Vorbehalte, heute kommen die Leute auf mich zu und fragen nach Rezepten.»
Neben dem Kulturprogramm gibt es Workshops für Kinder und einen Markt mit Handwerkskunst. Der Eintritt ist frei, freiwillige Spenden kommen einem Integrationsprojekt an der örtlichen Mittelschule zugute. Mehr Informationen beim Stadtamt Waidhofen.
Die Veranstaltung zeigt, wie kultureller Austausch im ländlichen Raum gelingen kann. In Zeiten zunehmender Polarisierung setzt Waidhofen ein Zeichen für Zusammenhalt. Ob dieses Modell auch in anderen Gemeinden funktionieren könnte? Die Antwort liegt vielleicht im gemeinsamen Feiern.