In Berlin startete diesen Monat ein neuartiges Masterprogramm für Lehramtsstudierende. Der «Flex-Master» ermöglicht künftigen Lehrkräften, die Schulpraxis viel früher kennenzulernen – bereits während des Studiums. Angesichts des gravierenden Lehrermangels in der Hauptstadt soll das Konzept helfen, den Berufseinstieg zu beschleunigen und Studierende besser auf den Schulalltag vorzubereiten.
Die Teilnehmer des neuen Programms verbringen bereits während des Studiums drei Tage pro Woche an Schulen. «Wir hatten im letzten Schuljahr über 1.000 unbesetzte Lehrerstellen in Berlin», erklärt Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch. «Mit dem Flex-Master gehen wir einen mutigen Weg, um Theorie und Praxis endlich sinnvoll zu verbinden.»
Dass dieser Ansatz überfällig ist, erlebe ich seit Jahren in meinen Gesprächen mit Lehramtsabsolventen. Viele fühlen sich nach dem theorielastigen Studium regelrecht überfordert, wenn sie plötzlich vor einer Klasse stehen. Der Flex-Master könnte diese Lücke schließen.
«Die ersten Wochen waren intensiv, aber unglaublich bereichernd», berichtet Masterstudentin Julia Mehring, die an einer Grundschule in Berlin-Neukölln eingesetzt ist. «Ich lerne hier mehr über Unterrichtsgestaltung als in fünf Semestern Theorie.»
Kritische Stimmen gibt es trotzdem. Der Philologenverband warnt vor einer «Light-Version» des Lehramts und fordert, die wissenschaftliche Qualität nicht zu vernachlässigen. Experten sehen im Flex-Master dennoch ein vielversprechendes Modell für ganz Deutschland – sofern die Balance zwischen Theorie und Praxis gelingt.
Die ersten 120 Studierenden haben bereits begonnen. Bis 2026 soll ihre Zahl auf 500 steigen. Ob dieses Konzept wirklich die Lösung für den Lehrermangel sein kann, wird sich zeigen. Fest steht: Der Druck auf unser Bildungssystem wächst – innovative Wege sind nötig, aber sie müssen sich in der Praxis bewähren.