Ein sonniger Sonntagmorgen am Daglfinger Rennbahngelände. Zwischen Antiquitäten, gebrauchten Lederjacken und alten Schallplatten strömen tausende Münchnerinnen und Münchner durch die Reihen. Seit dem Frühlingsbeginn hat die Flohmarkt-Saison in der bayerischen Landeshauptstadt wieder Hochkonjunktur. Allein an diesem Wochenende finden sechs große Märkte statt.
„Ich komme seit 20 Jahren her und finde immer wieder kleine Kostbarkeiten», erzählt Renate Huber (67), während sie eine Porzellanfigur begutachtet. Tatsächlich haben Flohmärkte in München eine lange Tradition. Der älteste, der Riesenflohmarkt auf der Theresienwiese, existiert seit 1966. Heute zieht er bei jedem ersten Samstag im Monat bis zu 2000 Händler und rund 80.000 Besucher an.
Was besonders auffällt: Die Märkte werden immer vielfältiger. Neben den klassischen Standorten wie Olympiapark oder Daglfing etablieren sich zunehmend spezialisierte Angebote. Der „Midnight Bazar» im Zenith lockt mit DJ-Musik und Streetfood besonders jüngeres Publikum an. Der Vintagemarkt „Wuidwexla» im Werksviertel konzentriert sich auf Kleidung und Accessoires aus vergangenen Jahrzehnten.
In meinen Jahren als Berichterstatterin habe ich beobachtet, wie sich die Münchner Flohmarktkultur gewandelt hat. War es früher hauptsächlich ein Ort für Schnäppchenjäger, trifft man heute alle Gesellschaftsschichten an. Vom Studenten bis zur Unternehmerin – das gemeinsame Stöbern verbindet.
„Die Corona-Jahre haben das Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschärft», erklärt Marktveranstalter Thomas Dietz. „Viele junge Leute entdecken gebrauchte Dinge neu und lehnen bewusst die Wegwerfgesellschaft ab.»
Wer dieses Wochenende noch losziehen will: Die besten Funde macht man übrigens in den frühen Morgenstunden. Dann ist die Auswahl am größten – und die Händler sind noch verhandlungsbereit. Vielleicht entdecken auch Sie dabei ein Stück Münchner Geschichte, das eine zweite Chance verdient hat.