Der Unternehmerinnentag in Berlin zeigt eine unbequeme Wahrheit: Frauen erhalten nur 2 Prozent aller Investitionsgelder in der Startup-Szene. Diese alarmierende Zahl prägte die Eröffnung des jährlichen Netzwerktreffens, das seit gestern im Berliner Congress Center stattfindet. Über 2.000 Teilnehmerinnen diskutieren dort bis morgen Abend über Finanzierungshürden und Lösungsansätze.
«Die strukturellen Benachteiligungen sind erschreckend», sagt Marina Weber, Gründerin eines Technologie-Startups aus Charlottenburg. «Viele Investoren erwarten von mir immer noch andere Antworten als von männlichen Kollegen.» Was Weber beschreibt, erlebe ich seit Jahren in der Berliner Gründerszene: Frauen müssen oft doppelt so hart arbeiten, um ernst genommen zu werden.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Während knapp 40 Prozent aller Unternehmensgründungen in Deutschland von Frauen verantwortet werden, liegt ihr Anteil im Technologiesektor bei nur 15 Prozent. Eine Studie der Berliner Wirtschaftsförderung belegt zudem, dass Gründerinnen im Schnitt 30 Prozent weniger Kapital einwerben als ihre männlichen Pendants.
«Wir brauchen mehr weibliche Investorinnen und gezielte Förderprogramme», fordert Wirtschaftssenatorin Julia Schmidt beim Rundgang durch die Ausstellung. Die Stadt Berlin hat deshalb das Programm «Female Founders» ins Leben gerufen, das Gründerinnen mit Mentoring und speziellen Finanzierungsmöglichkeiten unterstützen soll.
Besonders beeindruckend fand ich das neue Speed-Networking-Format, bei dem Gründerinnen in Drei-Minuten-Gesprächen potenzielle Geldgeber überzeugen konnten. «In Hamburg haben wir mit ähnlichen Formaten bereits gute Erfahrungen gemacht», erzählt Organisatorin Petra Müller.
Die Frage bleibt: Reichen die aktuellen Bemühungen aus? Die Diskrepanz zwischen Worten und Taten ist nach wie vor groß. Bis zur echten Gleichstellung in der Startup-Welt scheint es noch ein weiter Weg. Doch die wachsende Vernetzung der Unternehmerinnen macht Hoffnung.