Die lange Hängepartie bei Ford in Köln hat ein vorläufiges Ende gefunden. Nach monatelangen zähen Verhandlungen einigten sich der Autobauer und die IG Metall auf einen Tarifabschluss, der die drohenden Massenentlassungen deutlich abmildert. Statt der ursprünglich geplanten 2.900 Stellen werden nun etwa 1.900 Arbeitsplätze abgebaut – und das vorwiegend über Abfindungen und Frühverrentungen.
Für die Beschäftigten im Kölner Ford-Werk bedeutet diese Einigung vor allem eines: Atmen. Seit der US-Konzern im Februar seine Pläne verkündete, das Werk massiv zu verkleinern, hing die Zukunft vieler Familien in der Domstadt am seidenen Faden. „Es war wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle», erzählt mir ein Mitarbeiter, der seit 22 Jahren bei Ford beschäftigt ist und anonym bleiben möchte.
Die Gewerkschaft konnte neben der Reduzierung des Stellenabbaus auch eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027 durchsetzen. Zudem wird der Standort Köln mit der Produktion des neuen Elektromodells «Explorer» gestärkt, was zumindest mittelfristig für mehr Planungssicherheit sorgt.
Ford-Deutschlandchef Martin Sander bezeichnete den Abschluss als «tragfähigen Kompromiss in schwierigen Zeiten». IG-Metall-Verhandlungsführer Jörg Köhlinger betonte hingegen: «Wir haben das Maximum herausgeholt. Jeder verlorene Arbeitsplatz ist einer zu viel, aber wir konnten die schlimmsten Einschnitte verhindern.»
Die Erleichterung ist groß, doch die grundsätzlichen Probleme des Automobilstandorts Deutschland bleiben. Als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal über die Ford-Werke in Köln berichtete, war von Aufbruchstimmung und Wachstum die Rede. Heute kämpft die Branche mit Strukturwandel, Lieferkettenproblemen und der zögerlichen Nachfrage nach E-Autos.
Die Kölner Vereinbarung könnte dennoch zum Vorbild für andere Standorte werden. Sie zeigt, dass auch in Krisenzeiten sozialverträgliche Lösungen möglich sind – wenn beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen. Für die betroffenen Familien ist es ein kleiner Trost in unsicheren Zeiten.