In Köln stehen die Bänder still. Tausende Ford-Mitarbeiter haben die Arbeit niedergelegt, nachdem der US-Konzern angekündigt hatte, weitere 2.900 Stellen in Deutschland zu streichen. Insgesamt sind damit rund 4.000 Jobs bedroht – mehr als ein Drittel der Belegschaft. 68 Prozent der Beschäftigten beteiligen sich laut IG Metall am Streik, der seit Montagmorgen das Kölner Werk lahmlegt.
Die Stimmung im traditionsreichen Werk ist angespannt. Ich war gestern vor Ort und konnte mit vielen Beschäftigten sprechen. «Wir haben jahrelang Zugeständnisse gemacht, Überstunden geschoben und auf Lohnerhöhungen verzichtet. Jetzt werden wir trotzdem fallengelassen», sagt Michael B., der seit 23 Jahren bei Ford arbeitet. Die Wut ist greifbar, viele fürchten um ihre Existenz.
Ford kämpft seit Jahren mit sinkenden Marktanteilen in Europa. Der Umstieg auf Elektromobilität kostet Milliarden, während die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückbleibt. Das Kölner Werk sollte eigentlich mit einer Milliarden-Investition zum «Electrification Center» umgebaut werden. Nun droht eine drastische Verkleinerung.
Die regionalen Auswirkungen könnten verheerend sein. Jeder Ford-Arbeitsplatz sichert indirekt weitere Jobs bei Zulieferern und im Dienstleistungssektor. Wirtschaftsexperten rechnen mit einem Multiplikatoreffekt von 1:7. Der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zufolge wäre ein massiver Stellenabbau «ein schwerer Schlag für die gesamte Rheinregion».
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Die IG Metall fordert Verhandlungen auf Augenhöhe und einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Ford spricht von «notwendigen Anpassungen an veränderte Marktbedingungen». Am Ende geht es um die Frage, was ein Traditionsstandort mit 90-jähriger Geschichte wert ist – nicht nur für den Konzern, sondern für unsere Industriegesellschaft insgesamt.