In Frankfurt nimmt die Diskussion um die Drogenszene im Bahnhofsviertel wieder Fahrt auf. Nach einer Serie von Gewaltdelikten und öffentlichem Drogenkonsum fordert Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) ein härteres Durchgreifen. «Wir müssen den Drogentourismus aus dem Umland stoppen», erklärte Josef bei einem Ortstermin vergangene Woche. Laut Polizeistatistik stieg die Zahl der Straftaten in Zusammenhang mit Crack im Bahnhofsviertel um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Situation hat sich in den letzten Monaten zugespitzt. Immer mehr Abhängige konsumieren die hochpotente Droge Crack offen auf Straßen und Plätzen. «Die Hemmschwelle ist gesunken», berichtet Sozialarbeiter Thomas Weber von der Drogenhilfeeinrichtung «La Strada». «Viele Konsumenten kommen gezielt aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Frankfurt, weil sie hier eine etablierte Szene vorfinden.»
Was mich bei meinen Recherchen vor Ort besonders erschüttert: Viele Gewerbetreibende haben aufgegeben. «Früher war das Viertel rau, aber lebendig», erzählt mir Kioskbesitzer Ali Yilmaz, der seit 15 Jahren hier arbeitet. «Jetzt verlieren wir Kunden, weil sich niemand mehr hierher traut.»
Die Stadt setzt nun auf einen Dreiklang aus Prävention, Hilfe und Repression. Mehr Polizeipräsenz soll den Dealern das Leben schwer machen. Gleichzeitig werden die Hilfsangebote ausgebaut. «Wir brauchen mehr Konsumräume und niedrigschwellige Angebote», fordert Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Der städtische Krisenstab tagt inzwischen wöchentlich.
Doch reicht das? Eine echte Lösung braucht mehr als lokale Maßnahmen. Solange andere Kommunen ihre Verantwortung abschieben und Abhängige nach Frankfurt schicken, wird sich wenig ändern. Die Frage bleibt: Wann beginnt endlich eine ehrliche regionale Zusammenarbeit bei diesem brennenden sozialen Problem?