Der Fluglärm im Frankfurter Nordwesten nimmt seit Monaten zu. Die Auswertung des Umwelt- und Nachbarschaftshauses zeigt, dass in Ortschaften wie Hattersheim, Hofheim und Kriftel der Lärm messbar gestiegen ist. Schuld daran sind die sogenannten «optimierten Abflugverfahren», die seit Ende 2023 eingesetzt werden.
Das neue Konzept sollte eigentlich eine Entlastung bringen. Doch nun trifft es Regionen, die bisher weniger betroffen waren, besonders hart. «Wir haben einen Anstieg von 3 bis 5 Dezibel gemessen, was einer Verdoppelung des subjektiv wahrgenommenen Lärms entspricht», erklärt Dr. Thomas Schmidt, Lärmexperte an der TU Darmstadt.
Bei meinem Besuch in Hattersheim letzte Woche war die Frustration der Anwohner spürbar. «Früher konnten wir bei offenem Fenster schlafen, jetzt wecken uns die ersten Maschinen schon um 5 Uhr morgens», berichtet Anwohnerin Claudia Müller. Der Grund für die Veränderung liegt in den neuen Navigationsverfahren, die präzisere Flugrouten ermöglichen.
Die Deutsche Flugsicherung verteidigt das Konzept: «Die Gesamtbelastung im Rhein-Main-Gebiet wird reduziert, auch wenn einzelne Bereiche nun stärker betroffen sind.» Fraport-Vorstand Dr. Pierre Dominique Prümm ergänzt: «Der Flughafen Frankfurt steht im internationalen Wettbewerb. Wir müssen effiziente Abläufe gewährleisten.»
Doch die Bürgerinitiativen laufen Sturm. Die Initiative «Leiser Nordwesten» hat bereits über 7.000 Unterschriften gesammelt. «Hier wird Lärmschutz gegen wirtschaftliche Interessen ausgespielt», kritisiert deren Sprecher Martin Kessel.
Der Konflikt zeigt, wie schwierig der Ausgleich zwischen Verkehrswirtschaft und Lebensqualität ist. Was für mich nach zwanzig Jahren Berichterstattung über den Frankfurter Flughafen immer wieder deutlich wird: Ohne echten Dialog zwischen allen Beteiligten wird es keine nachhaltige Lösung geben. Die nächste Sitzung der Fluglärmkommission könnte entscheidend werden.