In Frankfurt geht die Debatte um eine neue Drogenpolitik in die heiße Phase. Der Magistrat plant, das Bahnhofsviertel bis Ende 2024 spürbar sicherer zu machen. Nach jahrelanger Zuspitzung der Situation rund um den Hauptbahnhof sollen nun verstärkte Polizeikontrollen, mehr Sozialarbeiter und ein neues Hilfskonzept für Abhängige die Wende bringen.
Besonders der Bereich zwischen Moselstraße und Taunusstraße steht im Fokus. «Wir müssen den öffentlichen Raum zurückgewinnen und gleichzeitig den Suchtkranken bessere Alternativen bieten», erklärt Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef. Eine aktuelle Umfrage zeigt: 78 Prozent der Anwohner fühlen sich im Viertel nicht mehr sicher.
Seit Mitte März sind bereits zusätzliche Streifen unterwegs. Wie ich gestern beim Ortstermin beobachten konnte, ist die Szene zwar noch präsent, verteilt sich aber inzwischen kleinräumiger. Ein Sozialarbeiter, der anonym bleiben möchte, bestätigt mir: «Die Verdrängung allein löst keine Probleme. Wir brauchen mehr niedrigschwellige Angebote.»
Parallel dazu sorgt eine andere Nachricht für Aufsehen: Die ING-Bank plant einen neuen Hauptsitz im Frankfurter Europaviertel. Der Neubau soll 2.500 Mitarbeiter beherbergen und nach neuesten Umweltstandards errichtet werden. «Frankfurt bleibt unser Zuhause», betont ING-Deutschland-Chef Nick Jue. «Wir investieren bewusst in die Zukunft des Finanzplatzes.»
Was bedeutet das für die Stadt? Frankfurt steht vor einem Balanceakt: Während im Bahnhofsviertel um Sicherheit gerungen wird, wächst nur einen Kilometer entfernt ein weiteres Prestigeprojekt. Diese Gegensätze prägen die Mainmetropole seit jeher – ob sie zur Zerreißprobe werden oder die Stadt bereichern, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.