Als die Nachricht über gewalttätige Übergriffe im 1. Frankfurter Polizeirevier die Runde machte, war das Entsetzen groß. Fünf Beamte stehen im Verdacht, über mehrere Jahre hinweg Gewalt gegen Gefangene ausgeübt zu haben. Nun reagiert das Frankfurter Polizeipräsidium mit einer umfassenden Reform. Laut Polizeipräsident Stefan Müller werden die Strukturen des Reviers komplett neu aufgestellt. Der Fall erschüttert das Vertrauen in eine Institution, die eigentlich Sicherheit garantieren soll.
Die verdächtigen Beamten sollen zwischen 2018 und 2021 im Gewahrsamsbereich mehrfach Gefangene misshandelt haben. Ein Polizist brach sein Schweigen und machte die Vorfälle öffentlich. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt. «Diese Vorwürfe treffen uns ins Mark«, erklärte Innenminister Roman Poseck bei einer Pressekonferenz. «Wir müssen das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen.»
Die Reformpläne sehen vor, dass künftig mehr Kameras im Gewahrsamsbereich installiert werden. Zudem wird ein Rotationsprinzip eingeführt, damit sich keine festen Gruppen bilden können. In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder erlebt, wie wichtig Kontrollmechanismen innerhalb der Polizei sind. Die Frankfurter Vorfälle zeigen, dass geschlossene Systeme anfällig für Machtmissbrauch sein können.
Die Reform kommt für die Opfer zu spät. Doch sie könnte verhindern, dass sich solche Vorfälle wiederholen. Der Fall wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wer kontrolliert eigentlich die, die uns kontrollieren sollen? Die Antwort darauf muss mehr sein als nur Kameras und neue Dienstpläne.