Die seit Monaten laufenden Restaurierungsarbeiten am Frankfurter Rathausturm gehen in die entscheidende Phase. Der liebevoll «Langer Franz» genannte Turm, seit 1908 Wahrzeichen der Stadt, erhält nicht nur ein technisches, sondern auch ein kulturelles Comeback. Rund 22 Millionen Euro investiert die Stadt in die Sanierung des 70 Meter hohen Bauwerks, das beim Bombenangriff 1944 schwer beschädigt und später wiederaufgebaut wurde.
Besonders spannend ist die Rückkehr des Glockenspiels. «Wir haben die 35 Bronzeglocken sorgfältig restaurieren lassen», erklärt Baudezernentin Sylvia Weber. Das Glockenspiel soll ab Herbst wieder täglich zu hören sein – für viele Frankfurter ein emotionaler Moment. Als Reporterin habe ich mit älteren Bürgern gesprochen, die sich noch an die Melodien aus ihrer Kindheit erinnern.
Die Sanierung umfasst auch die historische Turmuhr mit ihren vier Zifferblättern. Der Uhrmachermeister Klaus Schröder arbeitet seit Monaten an dem komplexen Mechanismus: «Es ist wie eine Operation am offenen Herzen. Jedes Zahnrad erzählt Geschichte.»
Nicht nur technisch, auch künstlerisch wird der Turm aufgewertet. Die Aussichtsplattform soll wieder für Besucher zugänglich werden und einen beeindruckenden Blick über die Mainmetropole bieten. Der Frankfurter Heimatverein plant zudem eine Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Bauwerks.
Die Fertigstellung ist für Dezember geplant. Dann kehrt ein Stück Frankfurter Identität zurück. Ob der «Lange Franz» in einer Stadt, die ständig nach oben wächst, seine alte Bedeutung wiedererlangen kann? Die Begeisterung der Bürger für die Sanierung lässt es vermuten.