Die Stadt am Main will keine neuen Rechenzentren mehr genehmigen. Der Frankfurter Planungsausschuss hat sich gestern mit deutlicher Mehrheit für einen Baustopp ausgesprochen. Hintergrund ist der enorme Stromverbrauch der Datenfabriken, die bereits 20 Prozent des gesamten Strombedarfs der Stadt verschlingen. Frankfurt gilt mit über 60 Rechenzentren als Deutschlands wichtigster Internetknotenpunkt.
Der Beschluss hat weitreichende Folgen für die Digitalwirtschaft. «Wir müssen den Wildwuchs stoppen und zuerst unsere Klimaziele erreichen», erklärt Stadtrat Mike Josef (SPD). Bestehende Rechenzentren dürfen zwar bleiben, aber keine neuen Flächen mehr erschließen. Experten sehen die Entscheidung kritisch. «Der internationale Wettbewerb um Rechenzentrumsstandorte ist hart. Wir riskieren Abwanderung», warnt Digitalverbandsvertreter Béla Waldhauser.
Als ich vor fünf Jahren das Rechenzentrum-Cluster in Sachsenhausen besuchte, war bereits spürbar, wie sehr die grauen Datenbunker das Stadtbild prägen. Die anonymen Fassaden bringen kaum Leben ins Viertel, obwohl dahinter die digitale Welt pulsiert. Gleichzeitig fehlt bezahlbarer Wohnraum.
Die Debatte zeigt ein Dilemma moderner Stadtentwicklung: Digitalisierung braucht Infrastruktur, doch die Ressourcen sind begrenzt. Ob Frankfurt mit dem radikalen Schritt richtig liegt, werden andere Städte genau beobachten. Am Ende steht die Frage: Wie viel digitale Infrastruktur verträgt eine Stadt, die gleichzeitig klimaneutral werden will?