Die Kochlöffel liegen bei Franziska Russo im «Frau Umbra» ungewöhnlich still. Die renommierte Köchin aus dem beliebten Frankfurter Restaurant muss derzeit das Restaurant-Festival «Eine Stadt kocht» ohne ihre rechte Hand meistern. Ihre Sous-Chefin Samantha* aus den USA steckt seit zwei Monaten in einem Visum-Alptraum fest – und kann nur zusehen, während das Restaurant-Team ohne sie arbeiten muss.
«Es ist eine komplette Katastrophe», erzählt Russo, während sie in der Küche ihres Restaurants am Mainufer Gemüse schneidet. Samantha reiste im Sommer für eine kurze Auszeit in ihre Heimat, doch bei ihrer geplanten Rückkehr begann der bürokratische Albtraum. «Als US-Bürgerin durfte sie einfach nicht mehr zurück nach Deutschland, obwohl sie hier seit über einem Jahr lebt und arbeitet», erklärt die Chefköchin kopfschüttelnd.
Das Problem: Die Behörden klassifizierten Samantha plötzlich als «Touristin», obwohl sie eine feste Anstellung im Restaurant hat. Für ein reguläres Arbeitsvisum müsste sie nun zurück in die USA und dort einen Antrag stellen – ein Prozess, der Monate dauern kann. «In dieser Zeit müssen wir ohne sie auskommen, während Kosten weiterlaufen und ihr Zuhause in Frankfurt leersteht», sagt Russo.
Besonders bitter: Für das aktuelle Restaurant-Festival hatte das Team monatelang Konzepte entwickelt und geprobt. Nun muss Russo improvisierten und Gerichte umplanen. Am Wochenende schickte ihr Samantha Fotos vom heimischen Herd in den USA: «Ich koche hier unsere Festival-Gerichte nach, wenigstens im Geist bin ich dabei.»
Nach meinen Erfahrungen in der Branche ist dies kein Einzelfall. Immer mehr Gastronomen in Frankfurt klagen über ähnliche Probleme. In Zeiten des Fachkräftemangels wirken die bürokratischen Hürden wie ein zusätzlicher Schlag für die ohnehin angeschlagene Gastronomie. Wohin das führen könnte? In den kommenden Monaten müssen wohl weitere Restaurants mit Personalengpässen kämpfen.
*Name von der Redaktion geändert