In der Morgendämmerung sammeln sich etwa 50 Männer auf dem Parkplatz eines Baumarkts in Frankfurt-Rödelheim. Sie hoffen auf Arbeit als Tagelöhner – eine Szene, die sich täglich wiederholt. Nach Schätzungen der Caritas warten hier und an ähnlichen Treffpunkten in Frankfurt rund 200 Männer auf Gelegenheitsjobs, hauptsächlich im Baugewerbe.
Die meisten stammen aus Osteuropa, viele aus Rumänien und Bulgarien. Mit gefrorenen Händen und müden Gesichtern warten sie auf Handwerker oder private Auftraggeber, die Helfer für Renovierungen oder Umzüge suchen. «Manchmal stehe ich hier sechs Stunden, und niemand nimmt mich mit», erzählt Marian, ein 43-jähriger Rumäne. «An guten Tagen verdiene ich 80 Euro für acht Stunden schwere Arbeit. Ohne Pause, ohne Vertrag.»
Diese informelle Arbeitsvermittlung, von vielen als «Handwerkerstrich» bezeichnet, existiert in einer rechtlichen Grauzone. EU-Bürger dürfen zwar in Deutschland arbeiten, doch ohne Arbeitsvertrag fehlt ihnen jeglicher Schutz. «Die Männer haben kaum Handlungsspielraum. Wer Bedingungen stellt, wird nicht genommen», erklärt Stefanie Heil vom Diakonischen Werk Frankfurt.
Als ich vor Jahren erstmals über dieses Phänomen in Baden-Württemberg berichtete, sah die Situation ähnlich aus. Die Hoffnungen auf bessere Kontrollen haben sich nicht erfüllt. Stattdessen hat die Pandemie die Lage verschärft, da viele reguläre Arbeitsmöglichkeiten wegfielen.
Behörden und Sozialverbände stehen vor einem Dilemma. Der Zoll führt zwar Kontrollen durch, doch die Männer verschwinden meist, bevor Beamte eintreffen. Die Stadt Frankfurt bietet Beratungen an, aber die Reichweite ist begrenzt. «Viele kennen ihre Rechte nicht oder haben Angst, sie einzufordern», sagt Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg.
Was bleibt, ist ein System, das von wirtschaftlicher Not und mangelnden Alternativen genährt wird. Solange die Nachfrage nach billiger Arbeitskraft besteht und die Kontrollmöglichkeiten begrenzt sind, werden die Männer weiter in der Morgenkälte stehen – mit der Hoffnung auf ein besseres Leben, das für viele in weiter Ferne bleibt.