Die Blechlawine am Frankfurter Kreuz nimmt kein Ende. Täglich quälen sich mehr als 370.000 Fahrzeuge durch Deutschlands verkehrsreichste Autobahnkreuzung – das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Bochum. Allein in den Morgenstunden zwischen 6 und 9 Uhr passieren rund 80.000 Pendler das 1957 eröffnete Nadelöhr, das die Nord-Süd-Verbindung A5 mit der Ost-West-Route A3 verknüpft.
Die Zahlen hat das Hessische Verkehrsministerium kürzlich veröffentlicht. Sie zeigen: Trotz aller Bemühungen um Verkehrswende und nachhaltige Mobilität wächst das Verkehrsaufkommen weiter. «Das Frankfurter Kreuz ist ein Paradebeispiel für die Grenzen der Infrastruktur», erklärt Verkehrsexperte Prof. Michael Weber von der TU Darmstadt. «Wir können nicht endlos mehr Spuren bauen.»
Als ich vor 15 Jahren erstmals über das Kreuz berichtete, lag die Zahl noch bei täglich 320.000 Fahrzeugen. Der damalige Ausbau sollte Entlastung bringen, doch die Kapazitätsgrenze ist längst wieder erreicht. Bei meinem Lokaltermin vergangene Woche stand der Verkehr bereits um 7:30 Uhr in allen Richtungen.
Pendlerin Sabine Hartmann aus Offenbach kennt das Problem: «Ich plane jeden Morgen 30 Minuten Puffer ein. Manchmal reicht selbst das nicht.» Die Frankfurter Wirtschaftskammer fordert den Ausbau des ÖPNV-Angebots, um die Straßen zu entlasten.
Die Bedeutung des Kreuzes geht weit über die Region hinaus. «Wenn hier der Verkehr zusammenbricht, hat das Auswirkungen bis nach Bayern und ins Ruhrgebiet», so Verkehrsplaner Weber. Ein Stau am Frankfurter Kreuz bedeutet oft europaweit Verspätungen für Logistikunternehmen.
Ob sich die Situation verbessern wird? Die geplante Digitalisierung der Verkehrsleitsysteme könnte helfen. Doch letztlich braucht es einen grundlegenden Wandel im Mobilitätsverhalten. Sonst bleibt Deutschlands größte Kreuzung weiterhin ein Symbol für die Grenzen unseres autogerechten Lebensstils.