Digital besondere Momente erleben – das war gestern Abend im Schwarzwald-Stadion besonders intensiv zu spüren. In der 86. Minute zauberte Joker Mika Scherhant den Ball aus spitzem Winkel ins Netz und bescherte dem SC Freiburg einen späten 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart. Während tausende Smartphones im Stadion diesen Moment für die sozialen Medien einfingen, brach ein digitaler Jubelsturm los, der weit über Freiburg hinausging.
Was mich besonders beeindruckt: Die moderne Bundesliga ist längst ein hybrides Erlebnis geworden. Während im Stadion 34.700 Zuschauer den Treffer bejubelten, verfolgten deutschlandweit über 4,2 Millionen Menschen das Spiel an ihren Screens. Die Datenanalysten von Nielsen Sports verzeichneten dabei einen Rekord an Second-Screen-Nutzung – 78% der TV-Zuschauer interagierten parallel auf ihren Smartphones.
«Die Emotionalität des Fußballs wird durch digitale Kanäle nicht verwässert, sondern verstärkt», erklärt Sportmedien-Experte Dr. Thomas Keller von der Universität München. «Wir sehen eine neue Form des kollektiven Erlebens.» Besonders interessant finde ich dabei die Echtzeitanalyse von Stuttgarts Abwehrverhalten bei Scherhants Treffer – binnen Sekunden teilten Fans und Experten auf Twitter detaillierte taktische Beobachtungen, die früher nur Trainern vorbehalten waren.
Was bedeutet diese Entwicklung für unsere Fußballkultur? Die Grenzen zwischen dem physischen Stadionerlebnis und der digitalen Teilhabe verschwimmen zunehmend. Während ich das Spiel verfolgte, fragte ich mich: Erleben wir gerade eine Renaissance des Gemeinschaftsgefühls – nur eben auf neuen Kanälen? Der Jubel im Schwarzwald und im digitalen Raum klang jedenfalls erstaunlich ähnlich.