Die deutsche Einheit wird begleitet von Protesten gegen Aufrüstung und für Frieden. In Berlin und Stuttgart versammelten sich heute mehrere tausend Menschen unter dem Motto «Nie wieder kriegstüchtig». Nach Polizeiangaben kamen in Berlin rund 2.000 Demonstranten zusammen, in Stuttgart etwa 1.500. Die Veranstalter sprachen von deutlich höheren Teilnehmerzahlen.
In der Stuttgarter Innenstadt war die Stimmung trotz Regens entschlossen. «Wir lassen uns von ein bisschen Wasser nicht aufhalten», sagte Karin Müller, Krankenschwester und eine der Teilnehmerinnen. Sie mache sich Sorgen um die Zukunft ihrer Enkel in einer Zeit, wo Deutschland wieder mehr Geld für Rüstung ausgibt als für Bildung und Gesundheit.
Die Forderungen der Demonstrierenden richteten sich insbesondere gegen die von Bundeskanzler Scholz ausgerufene «Zeitenwende» und die damit verbundene massive Aufrüstung. Das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr stand dabei besonders in der Kritik. «Dieses Geld fehlt in Schulen, Krankenhäusern und beim sozialen Wohnungsbau», betonte Friedensaktivist Michael Schulze von Glaßer in seiner Rede auf dem Schlossplatz.
Seit meiner Zeit als Reporterin in Baden-Württemberg habe ich viele Demonstrationen erlebt, aber selten war die Sorge der Menschen so greifbar wie heute. Jung und Alt standen Seite an Seite – von Studierenden bis zu Zeitzeugen des Kalten Krieges.
In Berlin sprachen unter anderem Vertreter der Friedensbewegung und Gewerkschaften. Sie warnten vor einem neuen Wettrüsten und forderten diplomatische Lösungen für internationale Konflikte. Die Polizei meldete einen weitgehend friedlichen Verlauf beider Veranstaltungen.
Am Tag der Deutschen Einheit stellt sich die Frage: Wohin entwickelt sich unser Land 34 Jahre nach der Wiedervereinigung? Die Demonstrierenden sind überzeugt: Der Weg zu mehr Militär und Aufrüstung ist der falsche. Ob ihre Stimmen Gehör finden, bleibt abzuwarten.