Der Mann, der Münchens Gastro-Szene nachhaltig prägte, ist nicht mehr. Fritz Eichbauer, der visionäre Gründer des legendären Sterne-Restaurants Tantris, verstarb am vergangenen Wochenende im Alter von 98 Jahren. Der Bauunternehmer schuf 1971 in Schwabing ein architektonisches und kulinarisches Juwel, das bis heute internationale Strahlkraft besitzt.
Als ich vor Jahren das erste Mal das Tantris betrat, war ich fasziniert von der Kombination aus orangefarbenen Wänden, schwarzen Decken und diesem unverwechselbaren 70er-Jahre-Charme. Eichbauer hatte damals etwas gewagt, das München veränderte: Er brachte die französische Haute Cuisine in die bayerische Landeshauptstadt.
«Fritz Eichbauer war ein Pionier, der den Grundstein für Münchens exzellenten Ruf in der Spitzengastronomie legte», würdigt Thomas Haist vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband den Verstorbenen. Unter Eichbauers Ägide wurde das Tantris zur Talentschmiede – hier arbeiteten Köche wie Eckart Witzigmann und Heinz Winkler, bevor sie selbst zu Kochlegenden wurden.
Der Bauunternehmer investierte sein Vermögen in seine Vision eines Tempels der Kochkunst. Der Name «Tantris» – abgeleitet vom Sanskrit-Begriff für «Streben nach Vollkommenheit» – war Programm. Seine Begeisterung für Frankreichs Spitzenküche brachte er nach München, nachdem er bei Geschäftsreisen die Restaurants von Paul Bocuse und anderen Meisterköchen kennengelernt hatte.
Trotz aller Erfolge blieb Eichbauer bodenständig. «Er war kein typischer Gastronom, sondern ein Liebhaber des guten Geschmacks mit unternehmerischem Gespür», erinnert sich ein langjähriger Weggefährte. Sein Erbe lebt nicht nur im Tantris weiter, sondern in Münchens gesamter Restaurantkultur, die er auf ein internationales Niveau hob.
Was bleibt, ist die Frage: Wer wird künftig solch mutige Visionen in der Gastrowelt verwirklichen? Fritz Eichbauer hat jedenfalls gezeigt, dass es sich lohnt, kulinarische Träume zu verfolgen – selbst wenn sie zunächst unrealistisch erscheinen.