Die außergewöhnliche Dezemberwärme erreicht jetzt auch Hamburg. Mit 15 Grad an Heiligabend könnten wir den wärmsten Weihnachtstag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erleben. Die Meteorologin Dr. Karla Weber vom Deutschen Wetterdienst spricht von einem «klaren Indikator des Klimawandels» – vor 30 Jahren wären solche Temperaturen zu dieser Jahreszeit noch undenkbar gewesen.
Statt Schneeflocken und Wintermützen werden die Hamburgerinnen und Hamburger ihre Weihnachtsspaziergänge in leichten Jacken unternehmen. «Die warme Luft aus dem Mittelmeerraum schiebt sich wie ein Keil über Mitteleuropa», erklärt Weber. Die aktuelle Wetterlage erinnert eher an einen milden April als an die normalerweise kühle Vorweihnachtszeit.
Für die Alsterschifffahrt bedeutet das unerwartetes Glück: «Wir fahren bis einschließlich 23. Dezember», freut sich Betriebsleiter Marco Schulz. «Normalerweise müssen wir wegen Frost oder Sturm oft schon Anfang Dezember den Betrieb einstellen.»
Dabei zeigt sich ein typisches Muster: In meinen fast zwei Jahrzehnten als Wetterbeobachterin habe ich festgestellt, dass die Dezembertemperaturen in Norddeutschland kontinuierlich steigen. Was früher die Ausnahme war, wird zunehmend zur Regel.
Die Experten vom Klimazentrum Geesthacht warnen: Die milden Winter haben langfristige Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt der Hansestadt. Erste Frühblüher zeigen bereits jetzt Knospen, was ihr Überleben gefährden könnte, falls im Januar doch noch Frost kommt. Die Natur gerät aus dem Gleichgewicht – und der Schnee, der früher die Dezembertage in Hamburg prägte, wird immer seltener. Wie lange werden wir von «weißer Weihnacht» überhaupt noch sprechen können?