Die Füchse Berlin haben einmal mehr Geschichte geschrieben. Mit einem packenden 27:25-Sieg gegen den französischen Spitzenclub HBC Nantes sicherten sich die Hauptstädter gestern Abend den Einzug ins Champions-League-Finale. Wer hätte das noch vor fünf Jahren gedacht? Damals kämpften die Berliner noch um ihre Position in der Bundesliga – heute mischen sie Europas Handball-Elite auf.
Was in der Kölner Lanxess Arena passierte, grenzte an Dramatik pur. Beim Stand von 25:25 war die Partie völlig offen, bis Mathias Gidsel, der dänische Superstar in Berliner Diensten, mit zwei genialen Treffern in den letzten 90 Sekunden das Spiel entschied. «In solchen Momenten zeigt sich der wahre Champion», meinte Gidsel bescheiden nach dem Spiel. Mit insgesamt neun Toren war er einmal mehr der entscheidende Mann.
Beeindruckend war auch die Entwicklung der Mannschaft unter Trainer Jaron Siewert. Der erst 30-jährige Coach hat es geschafft, aus einem talentierten, aber oft instabilen Team eine europäische Spitzenmannschaft zu formen. Die Mischung aus dänischer Klasse (Gidsel, Lasse Andersson), deutscher Zuverlässigkeit (Paul Drux, Fabian Wiede) und osteuropäischer Wucht (Mijajlo Marsenic) funktioniert jetzt wie ein Schweizer Uhrwerk.
Was die Berliner besonders auszeichnet: Sie spielen einen hochmodernen, variablen Handball. Die Zeiten, in denen deutsche Teams für behäbiges Angriffsspiel bekannt waren, sind vorbei. Die Füchse kombinieren schnell, nutzen digitale Analysetools für die Spielvorbereitung und setzen auf wissenschaftliche Trainingsmethoden. «Wir haben in den letzten Jahren fast jeden Aspekt unserer Vorbereitung digitalisiert», erklärt Sportdirektor Stefan Kretzschmar.
Jetzt wartet im Finale der polnische Serienmeister Industria Kielce. Die Frage ist: Können die Berliner ihren Höhenflug fortsetzen und den ersten Champions-League-Titel für einen Berliner Handball-Club holen? Es wäre die Krönung einer bemerkenswerten Entwicklung – vom hauptstädtischen Underdog zum europäischen Handball-Giganten.