Der Jubel in der Max-Schmeling-Halle kannte keine Grenzen. Nach jahrelangem Anklopfen an der Bundesliga-Spitze haben die Füchse Berlin gestern Abend erstmals in ihrer Vereinsgeschichte die deutsche Handball-Meisterschaft gewonnen. Mit einem nervenaufreibenden 28:27 gegen die SG Flensburg-Handewitt sicherte sich das Team von Trainer Jaron Siewert den historischen Titel und löste damit den THW Kiel als Serienmeister ab.
«Was hier entstanden ist, gleicht einem kleinen Wunder», sagte Kapitän Paul Drux mit Tränen in den Augen. «Wir haben gegen die großen Drei – Kiel, Flensburg, Magdeburg – jahrelang gekämpft und jetzt endlich den Thron bestiegen.» Die Füchse, die noch vor wenigen Jahren als «ewige Vierte» galten, haben einen bemerkenswerten Entwicklungsprozess durchlaufen. Der Schlüssel zum Erfolg? Eine perfekte Mischung aus internationalen Stars wie dem dänischen Welthandballer Mathias Gidsel, der mit 286 Saisontreffern einen neuen Bundesliga-Rekord aufstellte, und Eigengewächsen aus der exzellenten Berliner Nachwuchsschmiede.
Besonders dramatisch verlief der letzte Spieltag. Die Füchse mussten gewinnen und gleichzeitig auf einen Ausrutscher des punktgleichen SC Magdeburg hoffen. Als die Nachricht vom überraschenden 29:31 der Magdeburger in Melsungen die Runde machte, verwandelte sich die ohnehin brodelnde Max-Schmeling-Halle in einen Hexenkessel. Der Rest ist Geschichte.
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der den Verein seit 2005 geprägt hat wie kein anderer, konnte sein Glück kaum fassen: «Wir haben vor 20 Jahren bei Null angefangen. Heute stehen wir an der Spitze des deutschen Handballs. Das zeigt: Mit Geduld, einer klaren Vision und harter Arbeit können auch vermeintliche Außenseiter die ganz großen Erfolge feiern.»
Die Meisterschaft markiert einen Wendepunkt im deutschen Handball. Nach Jahren der Dominanz durch Kiel, Flensburg und zuletzt Magdeburg haben die Füchse die Machtverhältnisse verschoben. Und Berlin hat einen weiteren Grund zum Feiern – nach den Eisbären (Eishockey) und Alba (Basketball) holen die Füchse den dritten deutschen Meistertitel in einer Mannschaftssportart in die Hauptstadt. Ein Beleg für Berlins wachsende Bedeutung als Sportmetropole.