In Hannover fanden sich Gastronomen und Hotelbetreiber gestern zu einem Krisengipfel zusammen. Die Lage im niedersächsischen Gastgewerbe spitzt sich dramatisch zu. Laut aktuellem Branchenbarometer des DEHOGA Niedersachsen kämpfen 73 Prozent der Betriebe mit erheblichen Umsatzeinbußen. Jedes fünfte Unternehmen erwägt die Schließung.
«Die Gäste halten ihr Geld zusammen», berichtet Karin Weber, die seit 15 Jahren ein Familienrestaurant in Hildesheim betreibt. Ihre Stammgäste kommen seltener, bestellen weniger. Die Kombination aus gestiegenen Energiekosten, Personalmangel und der anhaltenden Konsumzurückhaltung trifft die Branche mit voller Wucht.
Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) versprach bei dem Treffen Unterstützung: «Wir müssen verhindern, dass unsere gastronomische Vielfalt verschwindet. Sie ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, sondern prägt unsere Innenstädte und ländlichen Räume.»
Bemerkenswert ist der Wandel im Kundenverhalten. In meinen fast zwei Jahrzehnten als Wirtschaftsreporterin habe ich selten eine so schnelle Veränderung erlebt. Die Menschen kochen mehr zu Hause, treffen sich privat statt im Restaurant.
Besonders betroffen sind traditionelle Landgasthöfe. Rund 40 haben in Niedersachsen seit Jahresbeginn geschlossen – oft Familienbetriebe mit langer Geschichte. Der DEHOGA fordert nun Steuererleichterungen und unbürokratische Hilfen.
Die Krise könnte das Gesicht niedersächsischer Orte nachhaltig verändern. Wie unsere Städte und Dörfer ohne lebendige Gastronomie aussehen werden, möchte man sich lieber nicht vorstellen.