Die Berliner Straßen zwischen Kreuzberg und Mitte verwandelten sich gestern in ein Spannungsfeld geopolitischer Konflikte. Bis zu 15.000 Menschen demonstrierten für einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. Die Polizei musste dabei eine kleine Gruppe proisraelischer Demonstrierender vor Übergriffen schützen. Mit rund 900 Einsatzkräften sicherte die Berliner Polizei die Veranstaltung, die unter dem Motto «Stoppt den Genozid in Gaza» stand.
Auf Höhe des Checkpoint Charlie kam es zu einer kritischen Situation. Eine Gruppe mit Israel-Fahnen wurde von Teilnehmenden der Gaza-Demo bedrängt und beschimpft. «Die Stimmung war aufgeheizt, die Beamten mussten einen Sicherheitskorridor bilden», berichtet ein Polizeisprecher. Mehrfach wurden Palästina-Flaggen geschwenkt und «Free Palestine«-Rufe skandiert.
Als Journalistin, die seit Jahren Demonstrationen in Berlin begleitet, fällt mir auf: Die Fronten verhärten sich zunehmend. Die Demonstration verlief größtenteils friedlich, dennoch registrierte die Polizei mehrere Straftaten, darunter Volksverhetzung und das Verwenden verfassungswidriger Kennzeichen.
Besonders in Berlin-Neukölln, wo viele Menschen mit arabischen Wurzeln leben, sind die Auswirkungen des Nahost-Konflikts deutlich spürbar. Viele Teilnehmer schilderten mir ihre Verzweiflung angesichts der humanitären Lage in Gaza. Eine 45-jährige Demonstrantin mit palästinensischen Wurzeln sagte unter Tränen: «Meine Familie in Gaza leidet jeden Tag, während die Welt zusieht.»
Die Demonstration zeigt, wie tief der Nahost-Konflikt auch in unserer Gesellschaft Gräben zieht. Während die einen das Existenzrecht Israels betonen, fordern andere ein Ende der Gewalt in Gaza. Die größte Herausforderung bleibt: Wie können wir in Deutschland einen Dialog fördern, der beide Seiten respektiert?