Die Stimmung in Berlin war aufgeladen, als am Wochenende rund 400 Menschen für Palästina auf die Straßen gingen. Was als Demonstration zwischen Tempelhof und Kreuzberg begann, endete mit mehreren Verletzten und Festnahmen. Die Polizei setzte Pfefferspray ein, nachdem Teilnehmende verbotene Parolen skandierten und Pyrotechnik zündeten.
Was mir beim Beobachten solcher Demos immer wieder auffällt: Die Grenzen zwischen legitimer Kritik und Hassrede verschwimmen zusehends. Ein Teilnehmer, der anonym bleiben wollte, erklärte mir: «Wir wollen nur auf das Leid in Gaza aufmerksam machen, aber einige wenige radikalisieren die Stimmung.»
Die Polizei Berlin bestätigte 17 Festnahmen und mindestens fünf verletzte Beamte. Einsatzkräfte beschlagnahmten mehrere Transparente mit strafbaren Inhalten. «Der Schutz der Meinungsfreiheit endet dort, wo das Strafrecht beginnt», betonte Polizeisprecher Martin Halweg.
Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober haben die Demonstrationen in der Hauptstadt deutlich zugenommen. Die Behörden stehen vor der Herausforderung, zwischen Versammlungsfreiheit und Sicherheitsbedenken abzuwägen.
Als ich mit Anwohnern aus Kreuzberg sprach, zeigte sich die Spaltung in der Stadtgesellschaft. «Diese Demos bringen doch nichts außer Krawall», meinte eine ältere Dame kopfschüttelnd, während ein junger Student entgegnete: «Schweigen ist keine Option, wenn Menschen sterben.»
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Dialog möglich ist, oder ob die Fronten weiter verhärten. In einer Stadt, die für ihre Vielfalt bekannt ist, könnte gerade das Zuhören der erste Schritt zur Entspannung sein.