In Hamburg wurde gestern eine Gedenktafel für eine der bekanntesten Aktionen der 68er-Studentenbewegung enthüllt. Sie erinnert an den Moment, als Studenten im November 1967 ein Transparent mit der Aufschrift «Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren» an der Universität Hamburg entrollten. Die Aktion gilt als Wendepunkt in der deutschen Hochschulgeschichte und als Symbol für die Demokratisierung der Universitäten.
«Es war ein mutiger Protest gegen verstaubte Strukturen«, erklärt Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank bei der Enthüllung. Fast 57 Jahre nach der Protestaktion würdigt die Hansestadt damit einen Schlüsselmoment ihrer Geschichte. Die Tafel befindet sich am historischen Hauptgebäude der Universität und erinnert an den Aufstand gegen autoritäre Strukturen und die nicht aufgearbeitete NS-Vergangenheit vieler Professoren.
Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer, die damaligen Aktivisten, hatten den provokanten Spruch während einer feierlichen Rektoratsübergabe präsentiert. Die Wortwahl – eine Anspielung auf Hitlers «Tausendjähriges Reich» – traf einen Nerv in der Gesellschaft. «Wir wollten die Professoren aus ihrer Komfortzone holen», erinnert sich Zeitzeuge Karl-Heinz Stamm, der damals dabei war.
Die Wirkung der Aktion reichte weit über Hamburg hinaus. In den folgenden Jahren veränderte sich das deutsche Hochschulsystem grundlegend. Studentische Mitbestimmung wurde eingeführt, verkrustete Hierarchien aufgebrochen. Als ich mit älteren Hamburger Journalisten sprach, betonten viele: «Diese paar Meter Stoff haben mehr bewirkt als manche Gesetzesänderung.»
Was damals als studentischer Protest begann, ist heute Teil des kollektiven Gedächtnisses. Die neue Gedenktafel soll nicht nur erinnern, sondern auch mahnen. Wie viel Mut braucht es heute, um gegen Missstände aufzustehen? In Zeiten, in denen demokratische Werte wieder stärker verteidigt werden müssen, bekommt diese Frage neue Bedeutung.