Die Suche nach klimafreundlicher Wärme stößt in Hamburg-Wilhelmsburg auf unerwartete Hindernisse. Ein 82 Millionen Euro teures Geothermie-Projekt, das tausende Haushalte mit Erdwärme versorgen sollte, kommt nicht voran. Seit Monaten ruhen die Bohrarbeiten, nachdem in 1350 Metern Tiefe auf massive Probleme gestoßen wurde.
Ursprünglich wollten die Hamburger Energiewerke bis zu 3000 Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme aus der Tiefe versorgen. Die Bohrungen mussten jedoch im Sommer 2023 gestoppt werden. Der Grund: ein ungewöhnlich hartes Gestein, das die Bohrköpfe zerstörte. «Wir sind auf eine kristalline Gesteinsschicht gestoßen, die wir in dieser Form nicht erwartet hatten», erklärt Michael Prinz, Sprecher der Hamburger Energiewerke.
Besonders bitter: Die Geothermie sollte das Herzstück der ökologischen Stadtteilentwicklung werden. Wilhelmsburg, einst als «Klimainsel» gefeiert, sollte zum Vorzeigemodell für klimafreundliches Wohnen werden. Nun stehen die Anwohner vor ungewisser Zukunft.
Als ich vor zwei Jahren die ersten Planungen begleitete, war die Begeisterung für das Projekt noch greifbar. «Hamburg könnte Vorreiter für urbane Geothermie werden», schwärmte damals ein Umweltsenator. Heute herrscht Ernüchterung.
Die Verantwortlichen haben nun einen Krisenstab eingerichtet. Alternative Bohrverfahren werden geprüft, auch der Einsatz von Wärmepumpen steht im Raum. Doch eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Das Projekt zeigt, wie steinig der Weg zur Klimaneutralität sein kann – selbst mit Millionenbudget und politischem Willen.
Was bleibt, ist die Frage: Wie viel darf die Energiewende kosten, wenn die Ergebnisse so ungewiss sind? Eine Antwort darauf müssen nicht nur die Hamburger finden.