In Köln hat gestern einer der Angeklagten im Prozess um den blutigen Drogenkrieg zwischen zwei verfeindeten Großfamilien überraschend ein Geständnis abgelegt. Der 42-jährige Mann räumte vor dem Landgericht ein, dass er aus der Haft heraus Kontakt zu Komplizen aufgenommen hatte, um Anschläge auf rivalisierende Drogenhändler zu koordinieren. Die Staatsanwaltschaft wirft insgesamt sieben Männern vor, Teil einer kriminellen Vereinigung zu sein.
«Ich bereue meine Taten und will reinen Tisch machen», erklärte der Angeklagte mit gesenktem Blick. Laut seiner Aussage wurden Angriffspläne über verschlüsselte Kassiber – also heimlich aus dem Gefängnis geschmuggelte Briefe – an Mittelsmänner weitergegeben. Die Ermittler hatten über Monate hinweg Handys abgehört und Haftpost abgefangen.
In Köln tobte seit 2022 ein erbitterter Konflikt zwischen zwei Familien-Clans, die um die Vorherrschaft im lukrativen Kokainhandel kämpften. Die Folge: Schießereien in Wohngebieten, Brandanschläge und mehrere Schwerverletzte. «Diese Gruppen agieren mit einer Rücksichtslosigkeit, die auch Unbeteiligte gefährdet», sagte Oberstaatsanwalt Michael Esser.
Was mich bei der Berichterstattung besonders erschüttert hat: In einem Fall wurden sogar Kinder als Boten für Drogengeschäfte eingesetzt. Die Angst vor den Clans ist in manchen Kölner Vierteln deutlich zu spüren.
Das Geständnis könnte nun weitere Beschuldigte zum Reden bringen. Die Polizei hofft, durch den Prozess nicht nur einzelne Täter zu verurteilen, sondern die Strukturen der organisierten Kriminalität in Köln nachhaltig zu schwächen. Die große Frage bleibt: Reichen unsere Gesetze aus, um solche kriminellen Netzwerke wirklich zu zerschlagen?