Die Welle der Gewalt am Münchner Hauptbahnhof nimmt besorgniserregende Ausmaße an. In drei Vorfällen wurden am vergangenen Wochenende Sicherheitskräfte der Deutschen Bahn angegriffen und verletzt. Ein Mitarbeiter erlitt sogar einen Nasenbeinbruch, nachdem ein betrunkener 33-Jähriger ihm unvermittelt ins Gesicht geschlagen hatte.
Als Lokalreporterin in Bayern beobachte ich seit Jahren eine Zunahme der Übergriffe auf Menschen in Uniformen. Die Hemmschwelle sinkt spürbar. «Die Respektlosigkeit gegenüber unseren Einsatzkräften hat ein unerträgliches Maß erreicht», bestätigt mir Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel im Gespräch.
Die Statistik gibt ihm recht: Allein 2023 verzeichnete die Bundespolizei am Hauptbahnhof über 200 Angriffe auf Sicherheitspersonal. Im aktuellen Fall wurde ein Security-Mitarbeiter mit einer Bierflasche bedroht, ein anderer zu Boden gerissen.
Besonders alarmierend: Die Täter kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Der Nasenbeinbruch-Angreifer – ein Münchner Geschäftsmann. Beim zweiten Vorfall war es ein 20-jähriger Student aus Hamburg, beim dritten ein 42-jähriger Handwerker aus dem Umland.
Sozialarbeiter Markus Weinzierl von der Bahnhofsmission sieht ein gesellschaftliches Problem: «Die Frustration entlädt sich oft an denen, die für Ordnung sorgen sollen.»
Wie können wir diesem Trend entgegenwirken? Die Bundespolizei fordert härtere Strafen, Gewerkschaften mehr Schutzausrüstung. Doch brauchen wir nicht vor allem eines: ein neues Bewusstsein dafür, dass hinter jeder Uniform ein Mensch steht?