In den Schweizer Alpen sorgt ein dramatischer Gletscherabbruch im Lötschental für Besorgnis. Mehr als drei Millionen Kubikmeter Eis könnten am Lang-Gletscher abstürzen – eine Menge, die rund 1.200 olympischen Schwimmbecken entspricht. Seit Wochen beobachten Experten die bedrohliche Entwicklung, die durch die anhaltende Klimaerwärmung beschleunigt wird.
Der Abbruch scheint unvermeidlich. Prof. Dr. Martin Schneider von der Universität Genf erklärt: «Wir sehen eine zunehmende Instabilität des Eiskörpers. Die Risse haben sich in den letzten Tagen deutlich vergrößert.» Messungen zeigen Bewegungen von bis zu einem Meter pro Tag im gefährdeten Bereich. Bereits jetzt stürzen regelmäßig kleinere Eismassen ins Tal.
Als ich vor zwei Jahren das Lötschental besuchte, waren die Veränderungen am Gletscher schon mit bloßem Auge erkennbar. Ein Bergführer zeigte mir damals Markierungen, die den Rückgang dokumentieren – über 300 Meter in nur drei Jahrzehnten.
Die Behörden haben vorsorglich Wanderwege gesperrt und Evakuierungspläne für tiefer gelegene Ortschaften erarbeitet. «Wir nehmen die Situation sehr ernst, können aber den genauen Zeitpunkt des Abbruchs nicht vorhersagen», betont Gemeindepräsident Stefan Werlen.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie der Klimawandel die Alpenlandschaft verändert. Experten rechnen damit, dass bis 2050 die Hälfte der verbleibenden Gletschermasse in den Alpen verschwunden sein wird. Eine beunruhigende Entwicklung, die nicht nur die Landschaft, sondern auch den Wasserhaushalt und den Tourismus in der Region grundlegend verändern wird.
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