In der Schweizer Gemeinde Blatten herrscht höchste Alarmstufe: Der Glacier de Plaine Morte hat große Eismassen freigesetzt, die in den Faverges-Gletschersee stürzen. Behörden warnen, dass der See in den frühen Morgenstunden überlaufen könnte. Über 2.000 Menschen wurden bereits evakuiert. Experten befürchten erhebliche Überschwemmungen im Tal, wenn die Wassermassen unkontrolliert abfließen.
«Die Situation ist extrem dynamisch», erklärt Stefan Engler vom Schweizer Krisenstab. «Wir beobachten kontinuierlich die Wasserstände und haben alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.» Die Behörden haben einen Notfallplan aktiviert, der auch den Schutz kritischer Infrastruktur umfasst.
Was mich bei meinen Recherchen besonders beeindruckt: die Professionalität der Schweizer Katastrophenschützer. Als ich vor drei Jahren über ähnliche Vorfälle in Zermatt berichtete, erlebte ich ein ähnlich gut koordiniertes Vorgehen.
Der Klimawandel macht solche Ereignisse häufiger. Gletscher ziehen sich zurück, Seen bilden sich in Gletscherbecken und werden durch Schmelzwasser gefüllt. «Was wir hier sehen, ist eine direkte Folge der Erderwärmung», sagt Glaziologin Maria Weber von der ETH Zürich.
Die Bewohner im Tal blicken mit Sorge auf die kommenden Stunden. Für die Schweiz ist es ein weiteres Warnsignal: Die Alpen verändern sich rasant – und wir müssen lernen, mit den neuen Risiken zu leben.