Der Kölner Dom wirft heute seinen Schatten über eine Stadt, die vor fast 80 Jahren Geschichte schrieb. Am 19. Juni 1945, nur sechs Wochen nach Kriegsende, versammelten sich im schwer zerstörten Köln mutige Männer und Frauen, um die Christlich-Demokratische Union zu gründen. Es war die erste CDU-Gründung im Rheinland – und eine der frühesten in ganz Deutschland.
In den Räumen der Universität zu Köln kamen damals etwa 25 Persönlichkeiten zusammen, unter ihnen Konrad Adenauer, Leo Schwering und Johannes Albers. Adenauer, der später erster Bundeskanzler wurde, hatte als ehemaliger Kölner Oberbürgermeister schon im März 1945 die Idee einer überkonfessionellen christlichen Partei skizziert. «Wir müssen die religiösen Gegensätze überbrücken», soll er gesagt haben. Eine Vision, die nach den Erfahrungen der Nazi-Diktatur viele Menschen ansprach.
Die Kölner Gründung hatte Signalwirkung. Während die Stadt noch in Trümmern lag, diskutierten die Gründungsmitglieder über eine Partei, die katholische und evangelische Christen vereinen sollte. Als Journalistin habe ich oft beobachtet, wie Geschichte an unscheinbaren Orten beginnt – hier waren es bescheidene Räume einer kriegsbeschädigten Universität.
Besonders bemerkenswert: Die «Kölner Leitsätze» wurden bereits am Tag der Gründung verabschiedet. Sie forderten unter anderem die «Wiederherstellung des Rechtsstaates» und eine «gerechte Neuordnung der Wirtschaft». Der Historiker Winfried Becker vom Institut für Zeitgeschichte nennt sie «das erste programmatische Dokument der CDU überhaupt».
Die Gründer mussten zunächst die britische Militärregierung überzeugen. Eine Delegation erhielt schließlich am 17. September 1945 die offizielle Lizenz. Heute erinnert eine Gedenktafel am Kölner Rathaus an diesen demokratischen Neuanfang.
Die Kölner Wurzeln prägen die CDU bis heute. Was in den Trümmern begann, entwickelte sich zur tragenden Säule der Bundesrepublik. Wenn ich durch die heutige Domstadt gehe, wird mir bewusst: Demokratie entsteht oft dort, wo Menschen trotz aller Widrigkeiten an eine bessere Zukunft glauben. Köln erinnert uns daran, dass Parteien mehr sein können als politische Instrumente – sie können Brücken bauen in schwierigsten Zeiten.