Die Hansestadt Hamburg führt nach langen Diskussionen ein vergünstigtes Nahverkehrsticket für Senioren ein. Ab Januar 2026 können ältere Hamburgerinnen und Hamburger für monatlich 34,90 Euro mit Bussen und Bahnen fahren – ein Preis, der knapp 30 Prozent unter dem regulären HVV-Abo liegt.
Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bezeichnet die Einigung als großen Erfolg für die Mobilitätswende. Die Gesamtkosten von rund 10 Millionen Euro jährlich werden vollständig von der Stadt getragen.
Dennoch hagelt es Kritik. Sozialverbände und Opposition bemängeln, dass die Regelung zu spät kommt und nicht weit genug geht. «Andere Bundesländer haben längst attraktivere Angebote geschaffen», moniert die verkehrspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Frieling. Berlin bietet Senioren beispielsweise ein Ticket für nur 9 Euro monatlich an.
Als ich gestern am Hamburger Hauptbahnhof mit älteren Fahrgästen sprach, wurde deutlich, wie wichtig dieses Thema für viele ist. «Mit meiner kleinen Rente zählt jeder Euro», erklärte die 72-jährige Helga Meier aus Barmbek, während sie auf die S-Bahn wartete.
Besonders umstritten bleibt der Startzeitpunkt 2026. «Das ist zu spät für Menschen, die heute schon jeden Cent umdrehen müssen», kritisiert Vera Kahlenberg von der Hamburger Landesarmutskonferenz. Die SPD-geführte Regierung verteidigt die Verzögerung mit Verweis auf notwendige technische Anpassungen beim HVV.
Für die Verkehrswende und die Lebensqualität älterer Menschen bleibt das Seniorenticket ein wichtiger Schritt. Doch die Frage steht im Raum: Warum müssen Hamburgs Senioren länger warten als anderswo? Eine Stadt, die sich Weltoffenheit und soziale Verantwortung auf die Fahnen schreibt, könnte ambitionierter handeln.