Die aktuelle Baukrise trifft Hamburg ins Mark: Zahlreiche öffentliche Bauprojekte in den Stadtteilen verzögern sich massiv und werden deutlich teurer als geplant. Besonders dramatisch ist die Lage beim Neubau des Altonaer Rathauses, wo die Kosten von geplanten 100 Millionen auf 150 Millionen Euro gestiegen sind. Gleichzeitig verschiebt sich die Fertigstellung um mindestens zwei Jahre auf 2026.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten eine solche Häufung von Verzögerungen bei öffentlichen Bauten erlebt. Die Liste der betroffenen Projekte ist lang: Die Sanierung des Stadthauses in Barmbek kostet nun 30 Prozent mehr, die Elbphilharmonie-Plaza benötigt eine ungeplante Sanierung für 7,5 Millionen Euro, und der Neubau des Bezirksamts Hamburg-Mitte wird erst 2025 statt 2023 fertig.
«Die Baubranche kämpft derzeit mit einer toxischen Mischung aus Materialknappheit, Fachkräftemangel und Zinssteigerungen», erklärt Dr. Martin Heidenreich vom Hamburger Bauindustrieverband. Besonders betroffen sind soziale Einrichtungen: Der Bau der Kita in Wilhelmsburg verzögert sich um 18 Monate, während die Kosten um 40 Prozent steigen.
Die finanziellen Folgen belasten den ohnehin angespannten Hamburger Haushalt. Finanzsenator Andreas Dressel bestätigt: «Wir müssen bei jedem Projekt neu priorisieren und teilweise schmerzhafte Einschnitte bei anderen Vorhaben vornehmen.»
Was bedeutet das für die Stadtteile? Die Anwohner müssen nicht nur länger mit Baustellenlärm und Umleitungen leben. Auch dringend benötigte Infrastruktur wie Schulen und Sportstätten lässt auf sich warten. Die Erfahrung aus früheren Baukrisen zeigt: Am Ende zahlen die Bürgerinnen und Bürger die Zeche – sei es durch höhere Gebühren oder verschobene andere Projekte. Die spannende Frage bleibt: Wird die Stadt aus dieser Krise lernen und künftige Projekte realistischer planen?