Die grauen Kolosse prägen Hamburgs Stadtbild bis heute – stumme Zeugen einer dunklen Zeit, die längst neue Geschichten erzählen. Allein 700 Bunker entstanden während des Zweiten Weltkriegs in der Hansestadt als Schutzräume für die Zivilbevölkerung. Was einst Menschen vor Bombenangriffen schützen sollte, findet heute vielfältige neue Verwendungen: Von Kulturzentren über Kletterhallen bis hin zu Luxuswohnungen.
«Die Bunker waren nicht zu beseitigen, also mussten wir kreativ werden», erklärt Axel Klausmeier vom Hamburger Denkmalschutzamt. Die bis zu vier Meter dicken Betonwände stellten die Stadtplaner nach Kriegsende vor massive Herausforderungen. Sprengungen mitten in Wohngebieten kamen nicht in Frage.
Am eindrucksvollsten zeigt sich der Wandel beim Flakturm IV im Heiligengeistfeld. Der monumentale Bunker mit seiner charakteristischen Form beherbergt heute das «Medienbunker»-Projekt mit Musikstudios, Agenturen und dem bekannten «Uebel & Gefährlich«-Club im obersten Stockwerk. Seit 2021 entsteht auf dem Dach zudem ein öffentlicher Stadtgarten.
Als ich vergangenes Jahr die Baustelle besichtigen durfte, beeindruckte mich besonders der Kontrast zwischen der rauen Betonhülle und den modernen Anbauten. «Wir schaffen keinen Luxus auf Kriegsruinen, sondern ein nachhaltiges Stadtquartier», betonte Projektleiter Thomas Matzen beim Rundgang.
Ähnliche Entwicklungen zeigen sich beim Bunker an der Feldstraße oder dem zum Wohnhaus umgebauten Hochbunker am Grindel. Selbst der unscheinbare Rundbunker in Ottensen beherbergt mittlerweile ein beliebtes Café.
Was bleibt, ist die Frage nach dem angemessenen Umgang mit diesen geschichtsträchtigen Bauten. Sind sie Mahnmale oder Rohstoffe für Stadtentwicklung? Beides, meint Historikerin Jana Meyer: «Die Umnutzung ermöglicht es, Geschichte erlebbar zu machen, ohne sie zu verdrängen.» Eine Haltung, die Hamburg mit seinen Bunkern beispielhaft vorlebt.